psalmen

 

 

 

 

PSALMEN
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Psalm 51 - 100 Pfeil links Psalm 101 - 150 Pfeil links

Psalm 1

Die beiden Wege


1 Wohl dem Mann, der nicht dem Rat der Frevler folgt, / nicht auf dem Weg der Sünder geht, / nicht im Kreis der Spötter sitzt, /

2 sondern Freude hat an der Weisung des Herrn, / über seine Weisung nachsinnt bei Tag und bei Nacht.

3 Er ist wie ein Baum, /der an Wasserbächen gepflanzt ist, / der zur rechten Zeit seine Frucht bringt / und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, / wird ihm gut gelingen.

4 Nicht so die Frevler: / Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht.

5 Darum werden die Frevler im Gericht nicht bestehen / noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.

6 Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten, / der Weg der Frevler aber führt in den Abgrund.

Psalm 2

1 Warum toben die Völker, / warum machen die Nationen vergebliche Pläne?

2 Die Könige der Erde stehen auf, / die Großen haben sich verbündet gegen den Herrn und seinen Gesalbten.

3 «Lasst uns ihre Fesseln zerreißen / und von uns werfen ihre Stricke!»

4 Doch er, der im Himmel thront, lacht, / der Herr verspottet sie.

5 Dann aber spricht er zu ihnen im Zorn, / in seinem Grimm wird er sie erschrecken:

6 «Ich selber habe meinen König eingesetzt / auf Zion, meinem heiligen Berg.»

7 Den Beschluss des Herrn will ich kundtun. / Er sprach zu mir: «Mein Sohn bist du. / Heute habe ich dich gezeugt.

8 Fordere von mir und ich gebe dir die Völker zum Erbe, / die Enden der Erde zum Eigentum.

9 Du wirst sie zerschlagen mit eiserner Keule, / wie Krüge aus Ton wirst du sie zertrümmern.»

10 Nun denn, ihr Könige, kommt zur Einsicht, / lasst euch warnen, ihr Gebieter der Erde!

11 Dient dem Herrn in Furcht / und küsst ihm mit Beben die Füße,

12 damit er nicht zürnt / und euer Weg nicht in den Abgrund führt. Denn wenig nur und sein Zorn ist entbrannt. / Wohl allen, die ihm vertrauen!

Psalm 3

Hilferuf in Feindesnot

1 [Ein Psalm Davids, als er vor seinem Sohn Abschalom floh.]

2 Herr, wie zahlreich sind meine Bedränger; / so viele stehen gegen mich auf.

3 Viele gibt es, die von mir sagen: / «Er findet keine Hilfe bei Gott.» [Sela]

4 Du aber, Herr, bist ein Schild für mich, / du bist meine Ehre und richtest mich auf.

5 Ich habe laut zum Herrn gerufen; / da erhörte er mich von seinem heiligen Berg. [Sela]

6 Ich lege mich nieder und schlafe ein, / ich wache wieder auf, denn der Herr beschützt mich.

7 Viele Tausende von Kriegern fürchte ich nicht, / wenn sie mich ringsum belagern.

8 Herr, erhebe dich, / mein Gott, bring mir Hilfe! Denn all meinen Feinden hast du den Kiefer zerschmettert, / hast den Frevlern die Zähne zerbrochen.

9Beim Herrn findet man Hilfe. / Auf dein Volk komme dein Segen! [Sela]

Psalm 4

Gottes Schutz in der Nacht

1 [Für den Chormeister. Mit Saitenspiel. Ein Psalm Davids.]

2 Wenn ich rufe, erhöre mich, / Gott, du mein Retter! Du hast mir Raum geschaffen, als mir angst war. / Sei mir gnädig und hör auf mein Flehen!

3 Ihr Mächtigen, wie lange noch schmäht ihr meine Ehre, / warum liebt ihr den Schein und sinnt auf Lügen? [Sela]

4 Erkennt doch: Wunderbar handelt der Herr an den Frommen; / der Herr erhört mich, wenn ich zu ihm rufe.

5 Ereifert ihr euch, so sündigt nicht! / Bedenkt es auf eurem Lager und werdet still! [Sela]

6 Bringt rechte Opfer dar / und vertraut auf den Herrn!

7 Viele sagen: «Wer lässt uns Gutes erleben?» / Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten!

8 Du legst mir größere Freude ins Herz, / als andere haben bei Korn und Wein in Fülle.

9 In Frieden leg ich mich nieder und schlafe ein; / denn du allein, Herr, lässt mich sorglos ruhen.

Psalm 5

Ein Gebet zum Morgenopfer

1 [Für den Chormeister. Zum Flötenspiel. Ein Psalm Davids.]

2 Höre meine Worte, Herr, / achte auf mein Seufzen!

3 Vernimm mein lautes Schreien, mein König und mein Gott, / denn ich flehe zu dir.

4 Herr, am Morgen hörst du mein Rufen, / am Morgen rüst ich das Opfer zu, halte Ausschau nach dir.

5 Denn du bist kein Gott, dem das Unrecht gefällt;/ der Frevler darf nicht bei dir weilen.

6 Wer sich brüstet, besteht nicht vor deinen Augen;/ denn dein Hass trifft alle, die Böses tun.

7 Du lässt die Lügner zugrunde gehn, / Mörder und Betrüger sind dem Herrn ein Gräuel.

8 Ich aber darf dein Haus betreten / dank deiner großen Güte, ich werfe mich nieder in Ehrfurcht / vor deinem heiligen Tempel.

9 Leite mich, Herr, in deiner Gerechtigkeit, / meinen Feinden zum Trotz; / ebne deinen Weg vor mir!

10 Aus ihrem Mund kommt kein wahres Wort, / ihr Inneres ist voll Verderben. Ihre Kehle ist ein offenes Grab, / aalglatt ist ihre Zunge.

11 Gott, lass sie dafür büßen; / sie sollen fallen durch ihre eigenen Ränke. Verstoße sie wegen ihrer vielen Verbrechen; / denn sie empören sich gegen dich.

12 Doch alle sollen sich freuen, die auf dich vertrauen, / und sollen immerfort jubeln. Beschütze alle, die deinen Namen lieben, / damit sie dich rühmen.

13 Denn du, Herr, segnest den Gerechten. / Wie mit einem Schild deckst du ihn mit deiner Gnade.

Psalm 6

Ein Bußgebet in Todesnot

1 [Für den Chormeister. Mit Saitenspiel nach der Achten. Ein Psalm Davids.]

2 Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn / und züchtige mich nicht in deinem Grimm!

3 Sei mir gnädig, Herr, ich sieche dahin; / heile mich, Herr, denn meine Glieder zerfallen!

4 Meine Seele ist tief verstört. / Du aber, Herr, wie lange säumst du noch?

5 Herr, wende dich mir zu und errette mich, / in deiner Huld bring mir Hilfe!

6 Denn bei den Toten denkt niemand mehr an dich./ Wer wird dich in der Unterwelt noch preisen?

7 Ich bin erschöpft vom Seufzen, / jede Nacht benetzen Ströme von Tränen mein Bett, / ich überschwemme mein Lager mit Tränen.

8 Mein Auge ist getrübt vor Kummer, / ich bin gealtert wegen all meiner Gegner.

9 Weicht zurück von mir, all ihr Frevler; / denn der Herr hat mein lautes Weinen gehört.

10 Gehört hat der Herr mein Flehen, / der Herr nimmt mein Beten an.

11 In Schmach und Verstörung geraten all meine Feinde, / sie müssen weichen und gehen plötzlich zugrunde.

Psalm 7

Gebet in Verfolgung

1 [Ein Klagelied Davids, das er dem Herrn sang wegen des Benjaminiters Kusch.]

2 Herr, mein Gott, ich flüchte mich zu dir; / hilf mir vor allen Verfolgern und rette mich,

3 damit mir niemand wie ein Löwe das Leben raubt,/ mich zerreißt, und keiner ist da, der mich rettet.

4 Wenn ich das getan habe, Herr, mein Gott, / wenn an meinen Händen Unrecht klebt,

5 wenn ich meinem Freunde Böses tat, / wenn ich den quälte, der mich grundlos bedrängt hat,

6 dann soll mich der Feind verfolgen und ergreifen; / er richte mein Leben zugrunde und trete meine Ehre mit Füßen. [Sela]

7 Herr, steh auf in deinem Zorn, / erheb dich gegen meine wütenden Feinde! Wach auf, du mein Gott! / Du hast zum Gericht gerufen. / Der Herr richtet die Völker.

8 Um dich stehe die Schar der Völker im Kreis; / über ihnen throne du in der Höhe!

9 Herr, weil ich gerecht bin, verschaff mir Recht / (und tu an mir Gutes), weil ich schuldlos bin!

10 Die Bosheit der Frevler finde ein Ende, / doch gib dem Gerechten Bestand, / gerechter Gott, der du auf Herz und Nieren prüfst.

11 Ein Schild über mir ist Gott, / er rettet die Menschen mit redlichem Herzen.

12 Gott ist ein gerechter Richter, / ein Gott, der täglich strafen kann.

13 Wenn der Frevler sein Schwert wieder schärft, / seinen Bogen spannt und zielt,

14 dann rüstet er tödliche Waffen gegen sich selbst, / bereitet sich glühende Pfeile.

15 Er hat Böses im Sinn; / er geht schwanger mit Unheil und Tücke gebiert er.

16 Er gräbt ein Loch, er schaufelt es aus, / doch er stürzt in die Grube, die er selber gemacht hat.

17 Seine Untat kommt auf sein eigenes Haupt, / seine Gewalttat fällt auf seinen Scheitel zurück.

18 Ich will dem Herrn danken, denn er ist gerecht; / dem Namen des Herrn, des Höchsten, will ich singen und spielen.

Psalm 8

Die Herrlichkeit des Schöpfers - die Würde des Menschen

1 [Für den Chormeister. Nach dem Kelterlied. Ein Psalm Davids.]

2 Herr, unser Herrscher, / wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde; / über den Himmel breitest du deine Hoheit aus.

3 Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob, / deinen Gegnern zum Trotz; / deine Feinde und Widersacher müssen verstummen.

4 Seh ich den Himmel, das Werk deiner Finger, / Mond und Sterne, die du befestigt:

5 Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, / des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?

6 Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, / hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.

7 Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände, / hast ihm alles zu Füßen gelegt:

8 All die Schafe, Ziegen und Rinder / und auch die wilden Tiere,

9 die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, / alles, was auf den Pfaden der Meere dahinzieht.

10 Herr, unser Herrscher, / wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde!

Psalm 9

Gott, der Retter der Armen und Bedrängten

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Stirb für den Sohn!» Ein Psalm Davids.]

2 Ich will dir danken, Herr, aus ganzem Herzen, / verkünden will ich all deine Wunder.

3 Ich will jauchzen und an dir mich freuen, / für dich, du Höchster, will ich singen und spielen.

4 Denn zurückgewichen sind meine Feinde, / gestürzt und vergangen vor deinem Angesicht.

5 Du hast mir Recht verschafft und für mich entschieden, / dich auf den Thron gesetzt als ein gerechter Richter.

6 Du hast die Völker bedroht, die Frevler vernichtet, / ihren Namen gelöscht für immer und ewig.

7 Die Feinde sind dahin, zerschlagen für immer. / Du hast Städte entvölkert, ihr Ruhm ist versunken.

8 Der Herr aber thront für ewig; / er stellt seinen Thron auf zum Gericht.

9 Er richtet den Erdkreis gerecht, / er spricht den Völkern das Urteil, das sie verdienen.

10 So wird der Herr für den Bedrückten zur Burg, / zur Burg in Zeiten der Not.

11 Darum vertraut dir, wer deinen Namen kennt; / denn du, Herr, verlässt keinen, der dich sucht.

12 Singt dem Herrn, der thront auf dem Zion, / verkündet unter den Völkern seine Taten!

13 Denn er, der jede Blutschuld rächt, denkt an die Armen / und ihren Notschrei vergisst er nicht.

14 Sei mir gnädig in meiner Not; / Herr, sieh doch, wie sie mich hassen! Führ mich herauf von den Pforten des Todes, /

15 damit ich all deinen Ruhm verkünde in den Toren von Zion / und frohlocke, weil du mir hilfst.

16 Völker versanken in der Grube, die sie selber gegraben; / im Netz, das sie heimlich gelegt, hat ihr Fuß sich verfangen.

17 Kundgetan hat sich der Herr: Er hielt sein Gericht; / im eigenen Werk hat sich der Frevler verstrickt. [Zwischenspiel. Sela]

18 Hinabfahren müssen die Frevler zum Totenreich, / alle Heiden, die Gott vergessen.

19 Doch der Arme ist nicht auf ewig vergessen, / des Elenden Hoffnung ist nicht für immer verloren.

20 Erheb dich, Herr, damit nicht der Mensch triumphiert, / damit die Völker gerichtet werden vor deinem Angesicht.

21 Wirf Schrecken auf sie, o Herr! / Erkennen sollen die Völker: Sie sind nur Menschen. [Sela]

Psalm 10

Ein Hilferuf gegen gewalttätige Menschen

1 Herr, warum bleibst du so fern, / verbirgst dich in Zeiten der Not?

2 In seinem Hochmut quält der Frevler die Armen. / Er soll sich fangen in den Ränken, die er selbst ersonnen hat.

3 Denn der Frevler rühmt sich nach Herzenslust, / er raubt, er lästert und verachtet den Herrn.

4 Überheblich sagt der Frevler: / «Gott straft nicht. Es gibt keinen Gott.» / So ist sein ganzes Denken.

5 Zu jeder Zeit glückt ihm sein Tun. / Hoch droben und fern von sich wähnt er deine Gerichte.

6 Er sagt in seinem Herzen: «Ich werde niemals wanken. / Von Geschlecht zu Geschlecht trifft mich kein Unglück.»

7 Sein Mund ist voll Fluch und Trug und Gewalttat; / auf seiner Zunge sind Verderben und Unheil.

8 Er liegt auf der Lauer in den Gehöften / und will den Schuldlosen heimlich ermorden; / seine Augen spähen aus nach dem Armen.

9 Er lauert im Versteck wie ein Löwe im Dickicht, / er lauert darauf, den Armen zu fangen; / er fängt den Armen und zieht ihn in sein Netz.

10 Er duckt sich und kauert sich nieder, / seine Übermacht bringt die Schwachen zu Fall.

11 Er sagt in seinem Herzen: «Gott vergisst es, / er verbirgt sein Gesicht, er sieht es niemals.»

12 Herr, steh auf, Gott, erheb deine Hand, / vergiss die Gebeugten nicht!

13 Warum darf der Frevler Gott verachten / und in seinem Herzen sagen: «Du strafst nicht»?

14 Du siehst es ja selbst; / denn du schaust auf Unheil und Kummer. Der Schwache vertraut sich dir an; / du bist den Verwaisten ein Helfer.

15 Zerbrich den Arm des Frevlers und des Bösen, / bestraf seine Frevel, / sodass man von ihm nichts mehr findet.

16 Der Herr ist König für immer und ewig, / in seinem Land gehen die Heiden zugrunde.

17 Herr, du hast die Sehnsucht der Armen gestillt, / du stärkst ihr Herz, du hörst auf sie:

18 Du verschaffst den Verwaisten und Bedrückten ihr Recht. / Kein Mensch mehr verbreite Schrecken im Land.

Psalm 11

Gottes Blick auf den Menschen

1 [Für den Chormeister. Von David.] Beim Herrn finde ich Zuflucht. / Wie könnt ihr mir sagen: «In die Berge flieh wie ein Vogel»?

2 Schon spannen die Frevler den Bogen, / sie legen den Pfeil auf die Sehne, um aus dem Dunkel zu treffen / die Menschen mit redlichem Herzen.

3 Gerät alles ins Wanken, / was kann da der Gerechte noch tun?

4 Der Herr weilt in seinem heiligen Tempel, / der Thron des Herrn ist im Himmel. Seine Augen schauen herab, / seine Blicke prüfen die Menschen.

5 Der Herr prüft Gerechte und Frevler; / wer Gewalttat liebt, den hasst er aus tiefster Seele.

6 Auf die Frevler lasse er Feuer und Schwefel regnen; / sengender Wind sei ihr Anteil.

7 Denn der Herr ist gerecht, er liebt gerechte Taten; / wer rechtschaffen ist, darf sein Angesicht schauen.

Psalm 12

Die Falschheit der Menschen - die Treue Gottes

1 [Für den Chormeister. Nach der Achten. Ein Psalm Davids.]

2 Hilf doch, o Herr, die Frommen schwinden dahin, / unter den Menschen gibt es keine Treue mehr.

3 Sie lügen einander an, einer den andern, / mit falscher Zunge und zwiespältigem Herzen reden sie.

4 Der Herr vertilge alle falschen Zungen, / jede Zunge, die vermessen redet.

5 Sie sagen: «Durch unsre Zunge sind wir mächtig; / unsre Lippen sind unsre Stärke. Wer ist uns überlegen?»

6 Die Schwachen werden unterdrückt, die Armen seufzen. / Darum spricht der Herr: «Jetzt stehe ich auf, / dem Verachteten bringe ich Heil.»

7 Die Worte des Herrn sind lautere Worte, / Silber, geschmolzen im Ofen, / von Schlacken geschieden, geläutert siebenfach.

8 Du, Herr, wirst uns behüten / und uns vor diesen Leuten für immer erretten,

9 auch wenn die Frevler frei umhergehen / und unter den Menschen die Gemeinheit groß wird.

Psalm 13

Klage und Vertrauen in großer Not

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids.]

2 Wie lange noch, Herr, vergisst du mich ganz? / Wie lange noch verbirgst du dein Gesicht vor mir?

3 Wie lange noch muss ich Schmerzen ertragen in meiner Seele, / in meinem Herzen Kummer Tag für Tag? / Wie lange noch darf mein Feind über mich triumphieren?

4 Blick doch her, erhöre mich, Herr, mein Gott, / erleuchte meine Augen, damit ich nicht entschlafe und sterbe,

5 damit mein Feind nicht sagen kann: / «Ich habe ihn überwältigt», damit meine Gegner nicht jubeln, / weil ich ihnen erlegen bin.

6 Ich aber baue auf deine Huld, / mein Herz soll über deine Hilfe frohlocken. Singen will ich dem Herrn, / weil er mir Gutes getan hat.

Psalm 14

Die Torheit der Gottesleugner

1 [Für den Chormeister. Von David.] Die Toren sagen in ihrem Herzen: / «Es gibt keinen Gott.» Sie handeln verwerflich und schnöde; / da ist keiner, der Gutes tut.

2 Der Herr blickt vom Himmel herab auf die Menschen, / ob noch ein Verständiger da ist, der Gott sucht.

3 Alle sind sie abtrünnig und verdorben, / keiner tut Gutes, auch nicht ein Einziger.

4 Haben denn all die Übeltäter keine Einsicht? / Sie verschlingen mein Volk. Sie essen das Brot des Herrn, / doch seinen Namen rufen sie nicht an.

5 Es trifft sie Furcht und Schrecken; / denn Gott steht auf der Seite der Gerechten.

6 Die Pläne der Armen wollt ihr vereiteln, / doch ihre Zuflucht ist der Herr.

7 Ach, käme doch vom Zion Hilfe für Israel! / Wenn einst der Herr das Geschick seines Volkes wendet, / dann jubelt Jakob, dann freut sich Israel.

Psalm 15

Die Bedingungen für den Eintritt ins Heiligtum

1 [Ein Psalm Davids.] Herr, wer darf Gast sein in deinem Zelt, / wer darf weilen auf deinem heiligen Berg?

2 Der makellos lebt und das Rechte tut; / der von Herzen die Wahrheit sagt /

3 und mit seiner Zunge nicht verleumdet; der seinem Freund nichts Böses antut / und seinen Nächsten nicht schmäht;

4 der den Verworfenen verachtet, / doch alle, die den Herrn fürchten, in Ehren hält; der sein Versprechen nicht ändert, / das er seinem Nächsten geschworen hat;

5 der sein Geld nicht auf Wucher ausleiht / und nicht zum Nachteil des Schuldlosen Bestechung annimmt. Wer sich danach richtet, / der wird niemals wanken.

Psalm 16

Gott, der Anteil seiner Getreuen

1 [Ein Lied Davids.] Behüte mich, Gott, denn ich vertraue dir. /

2 Ich sage zum Herrn: «Du bist mein Herr; / mein ganzes Glück bist du allein.»

3 An den Heiligen im Lande, den Herrlichen, / an ihnen nur hab ich mein Gefallen.

4 Viele Schmerzen leidet, wer fremden Göttern folgt. / Ich will ihnen nicht opfern, / ich nehme ihre Namen nicht auf meine Lippen.

5 Du, Herr, gibst mir das Erbe und reichst mir den Becher; / du hältst mein Los in deinen Händen.

6 Auf schönem Land fiel mir mein Anteil zu. / Ja, mein Erbe gefällt mir gut.

7 Ich preise den Herrn, der mich beraten hat. / Auch mahnt mich mein Herz in der Nacht.

8 Ich habe den Herrn beständig vor Augen. / Er steht mir zur Rechten, ich wanke nicht.

9 Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele; / auch mein Leib wird wohnen in Sicherheit.

10 Denn du gibst mich nicht der Unterwelt preis; / du lässt deinen Frommen das Grab nicht schauen.

11 Du zeigst mir den Pfad zum Leben. / Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, / zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit.

Psalm 17

Das Gebet eines Verfolgten

1 [Ein Gebet Davids.] Höre, Herr, die gerechte Sache, / achte auf mein Flehen, / vernimm mein Gebet von Lippen ohne Falsch!

2 Von deinem Angesicht ergehe mein Urteil; / denn deine Augen sehen, was recht ist.

3 Prüfst du mein Herz, / suchst du mich heim in der Nacht und erprobst mich, / dann findest du an mir kein Unrecht. Mein Mund verging sich nicht, /

4 trotz allem, was die Menschen auch treiben; / ich halte mich an das Wort deiner Lippen.

5 Auf dem Weg deiner Gebote gehn meine Schritte, / meine Füße wanken nicht auf deinen Pfaden.

6 Ich rufe dich an, denn du, Gott, erhörst mich. / Wende dein Ohr mir zu, vernimm meine Rede!

7 Wunderbar erweise deine Huld! / Du rettest alle, die sich an deiner Rechten vor den Feinden bergen.

8 Behüte mich wie den Augapfel, den Stern des Auges, / birg mich im Schatten deiner Flügel

9 vor den Frevlern, die mich hart bedrängen, / vor den Feinden, die mich wütend umringen.

10 Sie haben ihr hartes Herz verschlossen, / sie führen stolze Worte im Mund,

11 sie lauern mir auf, jetzt kreisen sie mich ein; / sie trachten danach, mich zu Boden zu strecken,

12 so wie der Löwe voll Gier ist zu zerreißen, / wie der junge Löwe, der im Hinterhalt lauert.

13 Erheb dich, Herr, tritt dem Frevler entgegen! / Wirf ihn zu Boden, mit deinem Schwert entreiß mich ihm!

14 Rette mich, Herr, mit deiner Hand vor diesen Leuten, / vor denen, die im Leben schon alles haben. Du füllst ihren Leib mit Gütern, / auch ihre Söhne werden noch satt / und hinterlassen den Enkeln, was übrig bleibt.

15 Ich aber will in Gerechtigkeit dein Angesicht schauen, / mich satt sehen an deiner Gestalt, wenn ich erwache.

Psalm 18

Ein Danklied des Königs für Rettung und Sieg

1 [Für den Chormeister. Von David, dem Knecht des Herrn, der dem Herrn die Worte dieses Liedes sang an dem Tag, als ihn der Herr aus der Gewalt all seiner Feinde und aus der Hand Sauls errettet hatte.

2 Er sprach:] Ich will dich rühmen, Herr, meine Stärke, /

3 Herr, du mein Fels, meine Burg, mein Retter,mein Gott, meine Feste, in der ich mich berge, / mein Schild und sicheres Heil, meine Zuflucht.

4 Ich rufe: Der Herr sei gepriesen!, / und ich werde vor meinen Feinden gerettet.

5 Mich umfingen die Fesseln des Todes, / mich erschreckten die Fluten des Verderbens.

6 Die Bande der Unterwelt umstrickten mich, / über mich fielen die Schlingen des Todes.

7 In meiner Not rief ich zum Herrn / und schrie zu meinem Gott. Aus seinem Heiligtum hörte er mein Rufen, / mein Hilfeschrei drang an sein Ohr.

8 Da wankte und schwankte die Erde, / die Grundfesten der Berge erbebten. / Sie wankten, denn sein Zorn war entbrannt.

9 Rauch stieg aus seiner Nase auf, / aus seinem Mund kam verzehrendes Feuer, / glühende Kohlen sprühten aus von ihm.

10 Er neigte den Himmel und fuhr herab, / zu seinen Füßen dunkle Wolken.

11 Er fuhr auf dem Kerub und flog daher; / er schwebte auf den Flügeln des Windes.

12 Er hüllte sich in Finsternis, / in dunkles Wasser und dichtes Gewölk wie in ein Zelt.

13 Von seinem Glanz erstrahlten die Wolken, / Hagel fiel nieder und glühende Kohlen.

14 Da ließ der Herr den Donner im Himmel erdröhnen, / der Höchste ließ seine Stimme erschallen.

15 Er schoss seine Pfeile und streute sie, / er schleuderte Blitze und jagte sie dahin.

16 Da wurden sichtbar die Tiefen des Meeres, / die Grundfesten der Erde wurden entblößtvor deinem Drohen, Herr, / vor dem Schnauben deines zornigen Atems.

17 Er griff aus der Höhe herab und fasste mich, / zog mich heraus aus gewaltigen Wassern.

18 Er entriss mich meinen mächtigen Feinden, / die stärker waren als ich und mich hassten.

19 Sie überfielen mich am Tag meines Unheils, / doch der Herr wurde mein Halt.

20 Er führte mich hinaus ins Weite, / er befreite mich, denn er hatte an mir Gefallen.

21 Der Herr hat gut an mir gehandelt und mir vergolten, / weil ich gerecht bin und meine Hände rein sind.

22 Denn ich hielt mich an die Wege des Herrn / und fiel nicht ruchlos ab von meinem Gott.

23 Ja, ich habe alle seine Gebote vor Augen, / weise seine Gesetze niemals ab.

24 Ich war vor ihm ohne Makel, / ich nahm mich in Acht vor der Sünde.

25 Darum hat der Herr mir vergolten, weil ich gerecht bin / und meine Hände rein sind vor seinen Augen.

26 Gegen den Treuen zeigst du dich treu, / an dem Aufrichtigen handelst du recht.

27 Gegen den Reinen zeigst du dich rein, / doch falsch gegen den Falschen.

28 Dem bedrückten Volk bringst du Heil, / doch die Blicke der Stolzen zwingst du nieder.

29 Du, Herr, lässt meine Leuchte erstrahlen, / mein Gott macht meine Finsternis hell.

30 Mit dir erstürme ich Wälle, / mit meinem Gott überspringe ich Mauern.

31 Vollkommen ist Gottes Weg, / das Wort des Herrn ist im Feuer geläutert. / Ein Schild ist er für alle, die sich bei ihm bergen.

32 Denn wer ist Gott als allein der Herr, / wer ist ein Fels, wenn nicht unser Gott?

33 Gott hat mich mit Kraft umgürtet, / er führte mich auf einen Weg ohne Hindernis.

34 Er ließ mich springen schnell wie Hirsche, / auf hohem Weg ließ er mich gehen.

35 Er lehrte meine Hände zu kämpfen, / meine Arme, den ehernen Bogen zu spannen.

36 Du gabst mir deine Hilfe zum Schild, / deine Rechte stützt mich; / du neigst dich mir zu und machst mich groß.

37 Du schaffst meinen Schritten weiten Raum, / meine Knöchel wanken nicht.

38 Ich verfolge meine Feinde und hole sie ein, / ich kehre nicht um, bis sie vernichtet sind.

39 Ich schlage sie nieder; / sie können sich nicht mehr erheben, sie fallen und liegen unter meinen Füßen.

40 Du hast mich zum Kampf mit Kraft umgürtet, / hast alle in die Knie gezwungen, die sich gegen mich erhoben.

41 Meine Feinde hast du zur Flucht gezwungen; / ich konnte die vernichten, die mich hassen.

42 Sie schreien, doch hilft ihnen niemand, / sie schreien zum Herrn, doch er gibt keine Antwort.

43 Ich zermalme sie zu Staub vor dem Wind, / schütte sie auf die Straße wie Unrat.

44 Du rettest mich vor zahllosem Kriegsvolk, / du machst mich zum Haupt über ganze Völker. Stämme, die ich früher nicht kannte, sind mir nun untertan. /

45 Sobald sie mich nur hören, gehorchen sie. Mir huldigen die Söhne der Fremde, /

46 sie kommen zitternd aus ihren Burgen hervor.

47 Es lebt der Herr! Mein Fels sei gepriesen. / Der Gott meines Heils sei hoch erhoben;

48 denn Gott verschaffte mir Vergeltung / und unterwarf mir die Völker.

49 Du hast mich von meinen Feinden befreit, / mich über meine Gegner erhoben, / dem Mann der Gewalt mich entrissen.

50 Darum will ich dir danken, Herr, vor den Völkern, / ich will deinem Namen singen und spielen.

51 Seinem König verlieh er große Hilfe, / Huld erwies er seinem Gesalbten, / David und seinem Stamm auf ewig.

Psalm 19

Lob der Schöpfung - Lob des Gesetzes

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids.]

2 Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, / vom Werk seiner Hände kündet das Firmament.

3 Ein Tag sagt es dem andern, / eine Nacht tut es der andern kund,

4 ohne Worte und ohne Reden, / unhörbar bleibt ihre Stimme.

5 Doch ihre Botschaft geht in die ganze Welt hinaus, / ihre Kunde bis zu den Enden der Erde.Dort hat er der Sonne ein Zelt gebaut. /

6 Sie tritt aus ihrem Gemach hervor wie ein Bräutigam; sie frohlockt wie ein Held / und läuft ihre Bahn.

7 Am einen Ende des Himmels geht sie auf / und läuft bis ans andere Ende; / nichts kann sich vor ihrer Glut verbergen.

8 Die Weisung des Herrn ist vollkommen, / sie erquickt den Menschen. Das Gesetz des Herrn ist verlässlich, / den Unwissenden macht es weise.

9 Die Befehle des Herrn sind richtig, / sie erfreuen das Herz; das Gebot des Herrn ist lauter, / es erleuchtet die Augen.

10 Die Furcht des Herrn ist rein, / sie besteht für immer. Die Urteile des Herrn sind wahr, / gerecht sind sie alle.

11 Sie sind kostbarer als Gold, als Feingold in Menge. / Sie sind süßer als Honig, als Honig aus Waben.

12 Auch dein Knecht lässt sich von ihnen warnen; / wer sie beachtet, hat reichen Lohn.

13 Wer bemerkt seine eigenen Fehler? / Sprich mich frei von Schuld, die mir nicht bewusst ist!

14 Behüte deinen Knecht auch vor vermessenen Menschen; / sie sollen nicht über mich herrschen. Dann bin ich ohne Makel / und rein von schwerer Schuld.

15 Die Worte meines Mundes mögen dir gefallen; / was ich im Herzen erwäge, stehe dir vor Augen, / Herr, mein Fels und mein Erlöser.

Psalm 20

Bitte für den König

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids.]

2 Der Herr erhöre dich am Tag der Not, / der Name von Jakobs Gott möge dich schützen.

3 Er sende dir Hilfe vom Heiligtum / und stehe dir bei vom Zion her.

4 An all deine Speiseopfer denke er, / nehme dein Brandopfer gnädig an. [Sela]

5 Er schenke dir, was dein Herz begehrt, / und lasse all deine Pläne gelingen.

6 Dann wollen wir jubeln über deinen Sieg, / im Namen unsres Gottes das Banner erheben. / All deine Bitten erfülle der Herr.

7 Nun bin ich gewiss: / der Herr schenkt seinem Gesalbten den Sieg; er erhört ihn von seinem heiligen Himmel her / und hilft ihm mit der Macht seiner Rechten.

8 Die einen sind stark durch Wagen, die andern durch Rosse, / wir aber sind stark im Namen des Herrn, unsres Gottes.

9 Sie sind gestürzt und gefallen; / wir bleiben aufrecht und stehen.

10 Herr, verleihe dem König den Sieg! / Erhör uns am Tag, da wir rufen!

Psalm 21

Dank für den Sieg des Königs

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids.]

2 An deiner Macht, Herr, freut sich der König; / über deine Hilfe, wie jubelt er laut!

3 Du hast ihm den Wunsch seines Herzens erfüllt, / ihm nicht versagt, was seine Lippen begehrten. [Sela]

4 Du kamst ihm entgegen mit Segen und Glück, / du kröntest ihn mit einer goldenen Krone.

5 Leben erbat er von dir, du gabst es ihm, / viele Tage, für immer und ewig.

6 Groß ist sein Ruhm durch deine Hilfe, / du hast ihn bekleidet mit Hoheit und Pracht.

7 Du machst ihn zum Segen für immer; / wenn du ihn anblickst, schenkst du ihm große Freude.

8 Denn der König vertraut auf den Herrn, / die Huld des Höchsten lässt ihn niemals wanken.

9 Deine Hand wird all deine Feinde finden; / wer dich hasst, den trifft deine Rechte.

10 Du lässt sie glühen wie einen feurigen Ofen, / sobald du erscheinst. / Der Herr verschlingt sie im Zorn, / das Feuer verzehrt sie.

11 Du wirst ihre Brut von der Erde vertilgen; / ihr Geschlecht (verschwindet) aus der Mitte der Menschen.

12 Schmieden sie auch böse und listige Pläne, / richten sie doch nichts aus gegen dich.

13 Du schlägst sie alle in die Flucht, / wenn du mit deinem Bogen auf sie zielst.

14 Erhebe dich, Herr, in deiner Macht! / Deiner siegreichen Kraft wollen wir singen und spielen.

Psalm 22

Gottverlassenheit und Heilsgewissheit

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Hinde der Morgenröte». Ein Psalm Davids.]

2 Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, / bist fern meinem Schreien, den Worten meiner Klage?

3 Mein Gott, ich rufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort; / ich rufe bei Nacht und finde doch keine Ruhe.

4 Aber du bist heilig, / du thronst über dem Lobpreis Israels.

5 Dir haben unsre Väter vertraut, / sie haben vertraut und du hast sie gerettet.

6 Zu dir riefen sie und wurden befreit, / dir vertrauten sie und wurden nicht zuschanden.

7 Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, / der Leute Spott, vom Volk verachtet.

8 Alle, die mich sehen, verlachen mich, / verziehen die Lippen, schütteln den Kopf:

9 "Er wälze die Last auf den Herrn, / der soll ihn befreien! Der reiße ihn heraus, / wenn er an ihm Gefallen hat."

10 Du bist es, der mich aus dem Schoß meiner Mutter zog, / mich barg an der Brust der Mutter.

11 Von Geburt an bin ich geworfen auf dich, / vom Mutterleib an bist du mein Gott.

12 Sei mir nicht fern, denn die Not ist nahe / und niemand ist da, der hilft.

13 Viele Stiere umgeben mich, / Büffel von Baschan umringen mich.

14 Sie sperren gegen mich ihren Rachen auf, / reißende, brüllende Löwen.

15 Ich bin hingeschüttet wie Wasser, / gelöst haben sich all meine Glieder. / Mein Herz ist in meinem Leib wie Wachs zerflossen.

16 Meine Kehle ist trocken wie eine Scherbe, / die Zunge klebt mir am Gaumen, / du legst mich in den Staub des Todes.

17 Viele Hunde umlagern mich, / eine Rotte von Bösen umkreist mich. / Sie durchbohren mir Hände und Füße.

18 Man kann all meine Knochen zählen; / sie gaffen und weiden sich an mir.

19 Sie verteilen unter sich meine Kleider / und werfen das Los um mein Gewand.

20 Du aber, Herr, halte dich nicht fern! / Du, meine Stärke, eil mir zu Hilfe!

21 Entreiße mein Leben dem Schwert, / mein einziges Gut aus der Gewalt der Hunde!

22 Rette mich vor dem Rachen des Löwen, / vor den Hörnern der Büffel rette mich Armen!

23 Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, / inmitten der Gemeinde dich preisen.

24 Die ihr den Herrn fürchtet, preist ihn, / ihr alle vom Stamm Jakobs, rühmt ihn; / erschauert alle vor ihm, ihr Nachkommen Israels!

25 Denn er hat nicht verachtet, / nicht verabscheut das Elend des Armen. Er verbirgt sein Gesicht nicht vor ihm; / er hat auf sein Schreien gehört.

26 Deine Treue preise ich in großer Gemeinde; / ich erfülle meine Gelübde vor denen, die Gott fürchten.

27 Die Armen sollen essen und sich sättigen; / den Herrn sollen preisen, die ihn suchen. / Aufleben soll euer Herz für immer.

28 Alle Enden der Erde sollen daran denken / und werden umkehren zum Herrn: / Vor ihm werfen sich alle Stämme der Völker nieder.

29 Denn der Herr regiert als König; / er herrscht über die Völker.

30 Vor ihm allein sollen niederfallen die Mächtigen der Erde, / vor ihm sich alle niederwerfen, die in der Erde ruhen. [Meine Seele, sie lebt für ihn; /

31 mein Stamm wird ihm dienen.] Vom Herrn wird man dem künftigen Geschlecht erzählen, /

32 seine Heilstat verkündet man dem kommenden Volk; / denn er hat das Werk getan.

Psalm 23

Der gute Hirt

1 [Ein Psalm Davids.] Der Herr ist mein Hirte, / nichts wird mir fehlen.

2 Er lässt mich lagern auf grünen Auen / und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.

3 Er stillt mein Verlangen; / er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.

4 Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, / ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, / dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.

5 Du deckst mir den Tisch / vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, / du füllst mir reichlich den Becher.

6 Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang / und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.

Psalm 24

Der Einzug des Herrn in sein Heiligtum

1 [Ein Psalm Davids.] Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt, / der Erdkreis und seine Bewohner.

2 Denn er hat ihn auf Meere gegründet, / ihn über Strömen befestigt.

3 Wer darf hinaufziehn zum Berg des Herrn, / wer darf stehn an seiner heiligen Stätte?

4 Der reine Hände hat und ein lauteres Herz, / der nicht betrügt und keinen Meineid schwört.

5 Er wird Segen empfangen vom Herrn / und Heil von Gott, seinem Helfer.

6 Das sind die Menschen, die nach ihm fragen, / die dein Antlitz suchen, Gott Jakobs. [Sela]

7 Ihr Tore, hebt euch nach oben, / hebt euch, ihr uralten Pforten; / denn es kommt der König der Herrlichkeit.

8 Wer ist der König der Herrlichkeit? / Der Herr, stark und gewaltig, / der Herr, mächtig im Kampf.

9 Ihr Tore, hebt euch nach oben, / hebt euch, ihr uralten Pforten; / denn es kommt der König der Herrlichkeit.

10 Wer ist der König der Herrlichkeit? / Der Herr der Heerscharen, / er ist der König der Herrlichkeit. [Sela]

Psalm 25

Die Bitte um Vergebung und Leitung

1 [Von David.] Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele. /

2 Mein Gott, auf dich vertraue ich. Lass mich nicht scheitern, / lass meine Feinde nicht triumphieren!

3 Denn niemand, der auf dich hofft, wird zuschanden; / zuschanden wird, wer dir schnöde die Treue bricht.

4 Zeige mir, Herr, deine Wege, / lehre mich deine Pfade! Ijob 21,14

5 Führe mich in deiner Treue und lehre mich; / denn du bist der Gott meines Heiles. / Auf dich hoffe ich allezeit.

6 Denk an dein Erbarmen, Herr, / und an die Taten deiner Huld; / denn sie bestehen seit Ewigkeit.

7 Denk nicht an meine Jugendsünden und meine Frevel! / In deiner Huld denk an mich, Herr, denn du bist gütig.

8 Gut und gerecht ist der Herr, / darum weist er die Irrenden auf den rechten Weg.

9 Die Demütigen leitet er nach seinem Recht, / die Gebeugten lehrt er seinen Weg.

10 Alle Pfade des Herrn sind Huld und Treue / denen, die seinen Bund und seine Gebote bewahren.

11 Um deines Namens willen, Herr, verzeih mir; / denn meine Schuld ist groß.

12 Wer ist der Mann, der Gott fürchtet? / Ihm zeigt er den Weg, den er wählen soll.

13 Dann wird er wohnen im Glück, / seine Kinder werden das Land besitzen.

14 Die sind Vertraute des Herrn, die ihn fürchten; / er weiht sie ein in seinen Bund.

15 Meine Augen schauen stets auf den Herrn; / denn er befreit meine Füße aus dem Netz.

16 Wende dich mir zu und sei mir gnädig; / denn ich bin einsam und gebeugt.

17 Befrei mein Herz von der Angst, / führe mich heraus aus der Bedrängnis!

18 Sieh meine Not und Plage an/ und vergib mir all meine Sünden!

19 Sieh doch, wie zahlreich meine Feinde sind, / mit welch tödlichem Hass sie mich hassen!

20 Erhalte mein Leben und rette mich, / lass mich nicht scheitern! / Denn ich nehme zu dir meine Zuflucht.

21 Unschuld und Redlichkeit mögen mich schützen, / denn ich hoffe auf dich, o Herr.

22 O Gott, erlöse Israel / aus all seinen Nöten!

Psalm 26

Die Bitte eines unschuldig Verfolgten

1 [Von David.] Verschaff mir Recht, o Herr; denn ich habe ohne Schuld gelebt. / Dem Herrn habe ich vertraut, ohne zu wanken.

2 Erprobe mich, Herr, und durchforsche mich, / prüfe mich auf Herz und Nieren!

3 Denn mir stand deine Huld vor Augen, / ich ging meinen Weg in Treue zu dir.

4 Ich saß nicht bei falschen Menschen, / mit Heuchlern hatte ich keinen Umgang.

5 Verhasst ist mir die Schar derer, die Unrecht tun; / ich sitze nicht bei den Frevlern.

6 Ich wasche meine Hände in Unschuld; / ich umschreite, Herr, deinen Altar,

7 um laut dein Lob zu verkünden / und all deine Wunder zu erzählen.

8 Herr, ich liebe den Ort, wo dein Tempel steht, / die Stätte, wo deine Herrlichkeit wohnt.

9 Raff mich nicht hinweg mit den Sündern, / nimm mir nicht das Leben zusammen mit dem der Mörder!

10 An ihren Händen klebt Schandtat, / ihre Rechte ist voll von Bestechung.

11 Ich aber gehe meinen Weg ohne Schuld. / Erlöse mich und sei mir gnädig!

12 Mein Fuß steht auf festem Grund. / Den Herrn will ich preisen in der Gemeinde.

Psalm 27

Die Gemeinschaft mit Gott

1 [Von David.] Der Herr ist mein Licht und mein Heil: / Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Kraft meines Lebens: / Vor wem sollte mir bangen?

2 Dringen Frevler auf mich ein, / um mich zu verschlingen, meine Bedränger und Feinde, / sie müssen straucheln und fallen.

3 Mag ein Heer mich belagern: / Mein Herz wird nicht verzagen. Mag Krieg gegen mich toben: / Ich bleibe dennoch voll Zuversicht.

4 Nur eines erbitte ich vom Herrn, / danach verlangt mich: Im Haus des Herrn zu wohnen / alle Tage meines Lebens, die Freundlichkeit des Herrn zu schauen / und nachzusinnen in seinem Tempel.

5 Denn er birgt mich in seinem Haus / am Tag des Unheils; er beschirmt mich im Schutz seines Zeltes, / er hebt mich auf einen Felsen empor.

6 Nun kann ich mein Haupt erheben / über die Feinde, die mich umringen. Ich will Opfer darbringen in seinem Zelt, Opfer mit Jubel; / dem Herrn will ich singen und spielen.

7 Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen; / sei mir gnädig und erhöre mich!

8 Mein Herz denkt an dein Wort: «Sucht mein Angesicht!» / Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.

9 Verbirg nicht dein Gesicht vor mir; / weise deinen Knecht im Zorn nicht ab! / Du wurdest meine Hilfe. Verstoß mich nicht, verlass mich nicht, / du Gott meines Heiles!

10 Wenn mich auch Vater und Mutter verlassen, / der Herr nimmt mich auf.

11 Zeige mir, Herr, deinen Weg, / leite mich auf ebener Bahn trotz meiner Feinde!

12 Gib mich nicht meinen gierigen Gegnern preis; / denn falsche Zeugen stehen gegen mich auf und wüten.

13 Ich aber bin gewiss, zu schauen / die Güte des Herrn im Land der Lebenden.

14 Hoffe auf den Herrn und sei stark! / Hab festen Mut und hoffe auf den Herrn!

Psalm 28

Hilferuf in Todesgefahr und Dank für Erhörung

1 [Von David.] Zu dir rufe ich, Herr, mein Fels. / Wende dich nicht schweigend ab von mir! Denn wolltest du schweigen, / würde ich denen gleich, die längst begraben sind.

2 Höre mein lautes Flehen, wenn ich zu dir schreie, / wenn ich die Hände zu deinem Allerheiligsten erhebe.

3 Raff mich nicht weg mit den Übeltätern und Frevlern, / die ihren Nächsten freundlich grüßen, / doch Böses hegen in ihrem Herzen.

4 Vergilt ihnen, wie es ihrem Treiben entspricht / und ihren bösen Taten. Vergilt ihnen, wie es das Werk ihrer Hände verdient. / Wende ihr Tun auf sie selbst zurück!

5 Denn sie achten nicht auf das Walten des Herrn / und auf das Werk seiner Hände. Darum reißt er sie nieder / und richtet sie nicht wieder auf.

6 Der Herr sei gepriesen. / Denn er hat mein lautes Flehen erhört.

7 Der Herr ist meine Kraft und mein Schild, / mein Herz vertraut ihm.Mir wurde geholfen. Da jubelte mein Herz; / ich will ihm danken mit meinem Lied.

8 Der Herr ist die Stärke seines Volkes, / er ist Schutz und Heil für seinen Gesalbten.

9 Hilf deinem Volk und segne dein Erbe, / führe und trage es in Ewigkeit!

Psalm 29

Gottes Herrlichkeit im Gewitter

1 [Ein Psalm Davids.] Bringt dar dem Herrn, ihr Himmlischen, / bringt dar dem Herrn Lob und Ehre!

2 Bringt dar dem Herrn die Ehre seines Namens, / werft euch nieder vor dem Herrn in heiligem Schmuck!

3 Die Stimme des Herrn erschallt über den Wassern. / Der Gott der Herrlichkeit donnert, / der Herr über gewaltigen Wassern.

4 Die Stimme des Herrn ertönt mit Macht, / die Stimme des Herrn voll Majestät.

5 Die Stimme des Herrn zerbricht die Zedern, / der Herr zerschmettert die Zedern des Libanon.

6 Er lässt den Libanon hüpfen wie ein Kalb, / wie einen Wildstier den Sirjon.

7 Die Stimme des Herrn sprüht flammendes Feuer, /

8 die Stimme des Herrn lässt die Wüste beben, / beben lässt der Herr die Wüste von Kadesch.

9 Die Stimme des Herrn wirbelt Eichen empor, / sie reißt ganze Wälder kahl. / In seinem Palast rufen alle: O herrlicher Gott!

10 Der Herr thront über der Flut, / der Herr thront als König in Ewigkeit.

11 Der Herr gebe Kraft seinem Volk. / Der Herr segne sein Volk mit Frieden.

Psalm 30

Dank für die Rettung aus Todesnot

1 [Ein Psalm. Ein Lied zur Tempelweihe. Von David.]

2 Ich will dich rühmen, Herr, / denn du hast mich aus der Tiefe gezogen / und lässt meine Feinde nicht über mich triumphieren.

3 Herr, mein Gott, ich habe zu dir geschrien / und du hast mich geheilt.

4 Herr, du hast mich herausgeholt aus dem Reich des Todes, / aus der Schar der Todgeweihten mich zum Leben gerufen.

5 Singt und spielt dem Herrn, ihr seine Frommen, / preist seinen heiligen Namen!

6 Denn sein Zorn dauert nur einen Augenblick, / doch seine Güte ein Leben lang. Wenn man am Abend auch weint, / am Morgen herrscht wieder Jubel.

7 Im sicheren Glück dachte ich einst: / Ich werde niemals wanken.

8 Herr, in deiner Güte / stelltest du mich auf den schützenden Berg. Doch dann hast du dein Gesicht verborgen. / Da bin ich erschrocken.

9 Zu dir, Herr, rief ich um Hilfe, / ich flehte meinen Herrn um Gnade an.

10 (Ich sagte:) / Was nützt dir mein Blut, wenn ich begraben bin? / Kann der Staub dich preisen, deine Treue verkünden?

11 Höre mich, Herr, sei mir gnädig! / Herr, sei du mein Helfer!

12 Da hast du mein Klagen in Tanzen verwandelt, / hast mir das Trauergewand ausgezogen und mich mit Freude umgürtet.

13 Darum singt dir mein Herz und will nicht verstummen. / Herr, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit.

Psalm 31

Gott, die sichere Zuflucht

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids.]

2 Herr, ich suche Zuflucht bei dir. / Lass mich doch niemals scheitern; / rette mich in deiner Gerechtigkeit!

3 Wende dein Ohr mir zu, / erlöse mich bald! Sei mir ein schützender Fels, / eine feste Burg, die mich rettet.

4 Denn du bist mein Fels und meine Burg; / um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten.

5 Du wirst mich befreien aus dem Netz, das sie mir heimlich legten; / denn du bist meine Zuflucht.

6 In deine Hände lege ich voll Vertrauen meinen Geist; / du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.

7 Dir sind alle verhasst, die nichtige Götzen verehren, / ich aber verlasse mich auf den Herrn.

8 Ich will jubeln und über deine Huld mich freuen; / denn du hast mein Elend angesehn, / du bist mit meiner Not vertraut.

9 Du hast mich nicht preisgegeben der Gewalt meines Feindes, / hast meinen Füßen freien Raum geschenkt.

10 Herr, sei mir gnädig, denn mir ist angst; / vor Gram zerfallen mir Auge, Seele und Leib.

11 In Kummer schwindet mein Leben dahin, / meine Jahre verrinnen im Seufzen. Meine Kraft ist ermattet im Elend, / meine Glieder sind zerfallen.

12 Zum Spott geworden bin ich all meinen Feinden, / ein Hohn den Nachbarn, ein Schrecken den Freunden; / wer mich auf der Straße sieht, der flieht vor mir.

13 Ich bin dem Gedächtnis entschwunden wie ein Toter, / bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß.

14 Ich höre das Zischeln der Menge - Grauen ringsum. / Sie tun sich gegen mich zusammen; / sie sinnen darauf, mir das Leben zu rauben.

15 Ich aber, Herr, ich vertraue dir, / ich sage: «Du bist mein Gott.»

16 In deiner Hand liegt mein Geschick; / entreiß mich der Hand meiner Feinde und Verfolger!

17 Lass dein Angesicht leuchten über deinem Knecht, / hilf mir in deiner Güte!

18 Herr, lass mich nicht scheitern, / denn ich rufe zu dir. Scheitern sollen die Frevler, / verstummen und hinabfahren ins Reich der Toten.

19 Jeder Mund, der lügt, soll sich schließen, / der Mund, der frech gegen den Gerechten redet, / hochmütig und verächtlich.

20 Wie groß ist deine Güte, Herr, / die du bereithältst für alle, die dich fürchten und ehren; du erweist sie allen, / die sich vor den Menschen zu dir flüchten.

21 Du beschirmst sie im Schutz deines Angesichts / vor dem Toben der Menschen. Wie unter einem Dach bewahrst du sie / vor dem Gezänk der Zungen.

22 Gepriesen sei der Herr, der wunderbar an mir gehandelt / und mir seine Güte erwiesen hat zur Zeit der Bedrängnis.

23 Ich aber dachte in meiner Angst: / Ich bin aus deiner Nähe verstoßen. Doch du hast mein lautes Flehen gehört, / als ich zu dir um Hilfe rief.

24 Liebt den Herrn, all seine Frommen! / Seine Getreuen behütet der Herr, / doch den Hochmütigen vergilt er ihr Tun mit vollem Maß.

25 Euer Herz sei stark und unverzagt, / ihr alle, die ihr wartet auf den Herrn.

Psalm 32

Freude über die Vergebung

1 [Von David. Ein Weisheitslied.] Wohl dem, dessen Frevel vergeben / und dessen Sünde bedeckt ist.

2 Wohl dem Menschen, dem der Herr die Schuld nicht zur Last legt / und dessen Herz keine Falschheit kennt.

3 Solang ich es verschwieg, waren meine Glieder matt, / den ganzen Tag musste ich stöhnen.

4 Denn deine Hand lag schwer auf mir bei Tag und bei Nacht; meine Lebenskraft war verdorrt wie durch die Glut des Sommers. [Sela]

5 Da bekannte ich dir meine Sünde / und verbarg nicht länger meine Schuld vor dir. Ich sagte: Ich will dem Herrn meine Frevel bekennen. / Und du hast mir die Schuld vergeben. [Sela]

6 Darum soll jeder Fromme in der Not zu dir beten; / fluten hohe Wasser heran, ihn werden sie nicht erreichen.

7 Du bist mein Schutz, bewahrst mich vor Not; / du rettest mich und hüllst mich in Jubel. [Sela]

8 «Ich unterweise dich und zeige dir den Weg, den du gehen sollst. / Ich will dir raten; über dir wacht mein Auge.»

9 Werdet nicht wie Ross und Maultier, / die ohne Verstand sind. Mit Zaum und Zügel muss man ihr Ungestüm bändigen, / sonst folgen sie dir nicht.

10 Der Frevler leidet viele Schmerzen, / doch wer dem Herrn vertraut, den wird er mit seiner Huld umgeben.

11 Freut euch am Herrn und jauchzt, ihr Gerechten, / jubelt alle, ihr Menschen mit redlichem Herzen!

Psalm 33

Ein Loblied auf den mächtigen und gütigen Gott

1 Ihr Gerechten, jubelt vor dem Herrn; / für die Frommen ziemt es sich, Gott zu loben.

2 Preist den Herrn mit der Zither, / spielt für ihn auf der zehnsaitigen Harfe!

3 Singt ihm ein neues Lied, / greift voll in die Saiten und jubelt laut! 14,3

4 Denn das Wort des Herrn ist wahrhaftig, / all sein Tun ist verlässlich.

5 Er liebt Gerechtigkeit und Recht, / die Erde ist erfüllt von der Huld des Herrn.

6 Durch das Wort des Herrn wurden die Himmel geschaffen, / ihr ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes.

7 Wie in einem Schlauch fasst er das Wasser des Meeres, / verschließt die Urflut in Kammern.

8 Alle Welt fürchte den Herrn; / vor ihm sollen alle beben, die den Erdkreis bewohnen.

9 Denn der Herr sprach und sogleich geschah es; / er gebot und alles war da.

10 Der Herr vereitelt die Beschlüsse der Heiden, / er macht die Pläne der Völker zunichte.

11 Der Ratschluss des Herrn bleibt ewig bestehen, / die Pläne seines Herzens überdauern die Zeiten.

12 Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, / der Nation, die er sich zum Erbteil erwählt hat.

13 Der Herr blickt herab vom Himmel, / er sieht auf alle Menschen.

14 Von seinem Thronsitz schaut er nieder / auf alle Bewohner der Erde.

15 Der ihre Herzen gebildet hat, / er achtet auf all ihre Taten.

16 Dem König hilft nicht sein starkes Heer, / der Held rettet sich nicht durch große Stärke.

17 Nichts nützen die Rosse zum Sieg, / mit all ihrer Kraft können sie niemand retten.

18 Doch das Auge des Herrn ruht auf allen, die ihn fürchten und ehren, / die nach seiner Güte ausschaun;

19 denn er will sie dem Tod entreißen / und in der Hungersnot ihr Leben erhalten.

20 Unsre Seele hofft auf den Herrn; / er ist für uns Schild und Hilfe.

21 Ja, an ihm freut sich unser Herz, / wir vertrauen auf seinen heiligen Namen.

22 Lass deine Güte über uns walten, o Herr, / denn wir schauen aus nach dir.

Psalm 34

Unter Gottes Schutz

1 [Von David, als er sich vor Abimelech wahnsinnig stellte und dieser ihn fortjagte und er ging.]

2 Ich will den Herrn allezeit preisen; / immer sei sein Lob in meinem Mund.

3 Meine Seele rühme sich des Herrn; / die Armen sollen es hören und sich freuen.

4 Verherrlicht mit mir den Herrn, / lasst uns gemeinsam seinen Namen rühmen.

5 Ich suchte den Herrn und er hat mich erhört, / er hat mich all meinen Ängsten entrissen.

6 Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten / und ihr braucht nicht zu erröten.

7 Da ist ein Armer; er rief und der Herr erhörte ihn. / Er half ihm aus all seinen Nöten.

8 Der Engel des Herrn umschirmt alle, die ihn fürchten und ehren, / und er befreit sie.

9 Kostet und seht, wie gütig der Herr ist; / wohl dem, der zu ihm sich flüchtet!

10 Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen; / denn wer ihn fürchtet, leidet keinen Mangel.

11 Reiche müssen darben und hungern; / wer aber den Herrn sucht, braucht kein Gut zu entbehren.

12 Kommt, ihr Kinder, hört mir zu! / Ich will euch in der Furcht des Herrn unterweisen.

13 Wer ist der Mensch, der das Leben liebt / und gute Tage zu sehen wünscht?

14 Bewahre deine Zunge vor Bösem / und deine Lippen vor falscher Rede!

15 Meide das Böse und tu das Gute; / suche Frieden und jage ihm nach!

16 Die Augen des Herrn blicken auf die Gerechten, / seine Ohren hören ihr Schreien.

17 Das Antlitz des Herrn richtet sich gegen die Bösen, / um ihr Andenken von der Erde zu tilgen.

18 Schreien die Gerechten, so hört sie der Herr; / er entreißt sie all ihren Ängsten.

19 Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen, / er hilft denen auf, die zerknirscht sind.

20 Der Gerechte muss viel leiden, / doch allem wird der Herr ihn entreißen.

21 Er behütet all seine Glieder, / nicht eines von ihnen wird zerbrochen.

22 Den Frevler wird seine Bosheit töten; / wer den Gerechten hasst, muss es büßen.

23 Der Herr erlöst seine Knechte; / straflos bleibt, wer zu ihm sich flüchtet.

Psalm 35

Bitte um Rettung vor falschen Anklägern

1 [Von David.] Streite, Herr, gegen alle, die gegen mich streiten, / bekämpfe alle, die mich bekämpfen!

2 Ergreife Schild und Waffen; / steh auf, um mir zu helfen!

3 Schwing den Speer und die Lanze gegen meine Verfolger! / Sag zu mir: «Ich bin deine Hilfe.»

4 In Schmach und Schande sollen alle fallen, / die mir nach dem Leben trachten. Zurückweichen sollen sie und vor Scham erröten, / die auf mein Unglück sinnen.

5 Sie sollen werden wie Spreu vor dem Wind; / der Engel des Herrn stoße sie fort.

6 Ihr Weg soll finster und schlüpfrig sein; / der Engel des Herrn verfolge sie.

7 Denn sie haben mir ohne Grund ein Netz gelegt, / mir ohne Grund eine Grube gegraben.

8 Unvermutet ereile ihn das Verderben; / er fange sich selbst in seinem Netz, / er falle in die eigene Grube.

9 Meine Seele aber wird jubeln über den Herrn / und sich über seine Hilfe freuen.

10 Mit Leib und Seele will ich sagen: / Herr, wer ist wie du? Du entreißt den Schwachen dem, der stärker ist, / den Schwachen und Armen dem, der ihn ausraubt.

11 Da treten ruchlose Zeugen auf. / Man wirft mir Dinge vor, von denen ich nichts weiß.

12 Sie vergelten mir Gutes mit Bösem; / ich bin verlassen und einsam.

13 Ich aber zog ein Bußkleid an, als sie erkrankten, / und quälte mich ab mit Fasten. / Nun kehre mein Gebet zurück in meine Brust.

14 Als wäre es ein Freund oder ein Bruder, / so ging ich betrübt umher, wie man Leid trägt um die Mutter, / trauernd und tief gebeugt.

15 Doch als ich stürzte, lachten sie / und taten sich zusammen. Sie taten sich gegen mich zusammen / wie Fremde, die ich nicht kenne. Sie hören nicht auf, mich zu schmähen; /

16 sie verhöhnen und verspotten mich, / knirschen gegen mich mit den Zähnen.

17 Herr, wie lange noch wirst du das ansehn? / Rette mein Leben vor den wilden Tieren, / mein einziges Gut vor den Löwen!

18 Ich will dir danken in großer Gemeinde, / vor zahlreichem Volk dich preisen.

19 Über mich sollen die sich nicht freuen, / die mich ohne Grund befeinden. Sie sollen nicht mit den Augen zwinkern, / die mich grundlos hassen.

20 Denn was sie reden, dient nicht dem Frieden; / gegen die Stillen im Land ersinnen sie listige Pläne.

21 Sie reißen den Mund gegen mich auf und sagen: / «Dir geschieht recht. Jetzt sehen wir's mit eigenen Augen.»

22 Du hast es gesehen, Herr. So schweig doch nicht! / Herr, bleib mir nicht fern!

23 Wach auf, tritt ein für mein Recht, / verteidige mich, mein Gott und mein Herr!

24 Verschaff mir Recht nach deiner Gerechtigkeit, Herr, mein Gott! / Sie sollen sich über mich nicht freuen.

25 Lass sie nicht denken: «Recht so! Das freut uns.» / Sie sollen nicht sagen: «Wir haben ihn verschlungen.»

26 In Schmach und Schande sollen alle fallen, / die sich über mein Unglück freuen, in Schimpf und Schande sich kleiden, / die gegen mich prahlen.

27 Alle sollen sich freuen und jubeln, / die wünschen, dass ich im Recht bin. Sie sollen jederzeit sagen: «Groß ist der Herr, / er will das Heil seines Knechtes.»

28 Meine Zunge soll deine Gerechtigkeit verkünden, / dein Lob alle Tage.

Psalm 36

Gott, die Quelle des Lebens

1 [Für den Chormeister. Von David, dem Knecht des Herrn.]

2 Der Frevler spricht: «Ich bin entschlossen zum Bösen.» / In seinen Augen gibt es kein Erschrecken vor Gott.

3 Er gefällt sich darin, / sich schuldig zu machen und zu hassen.

4 Die Worte seines Mundes sind Trug und Unheil; / er hat es aufgegeben, weise und gut zu handeln.

5 Unheil plant er auf seinem Lager, / er betritt schlimme Wege und scheut nicht das Böse.

6 Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, / deine Treue, so weit die Wolken ziehn.

7 Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes, / deine Urteile sind tief wie das Meer. Herr, du hilfst Menschen und Tieren. /

8 Gott, wie köstlich ist deine Huld! Die Menschen bergen sich im Schatten deiner Flügel, /

9 sie laben sich am Reichtum deines Hauses; / du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen.

10 Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, / in deinem Licht schauen wir das Licht.

11 Erhalte denen, die dich kennen, deine Huld / und deine Gerechtigkeit den Menschen mit redlichem Herzen!

12 Lass mich nicht kommen unter den Fuß der Stolzen; / die Hand der Frevler soll mich nicht vertreiben.

13 Dann brechen die Bösen zusammen, / sie werden niedergestoßen und können nie wieder aufstehn.

Psalm 37

Gott, der Anwalt der Guten

1 [Von David.] Errege dich nicht über die Bösen, / wegen der Übeltäter ereifere dich nicht!

2 Denn sie verwelken schnell wie das Gras, / wie grünes Kraut verdorren sie.

3 Vertrau auf den Herrn und tu das Gute, / bleib wohnen im Land und bewahre Treue!

4 Freu dich innig am Herrn! / Dann gibt er dir, was dein Herz begehrt.

5 Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertrau ihm; / er wird es fügen.

6 Er bringt deine Gerechtigkeit heraus wie das Licht / und dein Recht so hell wie den Mittag.

7 Sei still vor dem Herrn und harre auf ihn! / Erhitze dich nicht über den Mann, dem alles gelingt, / den Mann, der auf Ränke sinnt.

8 Steh ab vom Zorn und lass den Grimm; / erhitze dich nicht, es führt nur zu Bösem.

9 Denn die Bösen werden ausgetilgt; / die aber auf den Herrn hoffen, werden das Land besitzen.

10 Eine Weile noch und der Frevler ist nicht mehr da; / schaust du nach seiner Wohnung - sie ist nicht mehr zu finden.

11 Doch die Armen werden das Land bekommen, / sie werden Glück in Fülle genießen.

12 Der Frevler sinnt auf Ränke gegen den Gerechten / und knirscht gegen ihn mit den Zähnen.

13 Der Herr verlacht ihn, / denn er sieht, dass sein Tag kommt.

14 Die Frevler zücken das Schwert / und spannen ihren Bogen; sie wollen den Schwachen und Armen fällen / und alle hinschlachten, die den rechten Weg gehn.

15 Ihr Schwert dringe in ihr eigenes Herz / und ihre Bogen sollen zerbrechen.

16 Besser das wenige, das der Gerechte besitzt, / als der Überfluss vieler Frevler.

17 Denn die Arme der Frevler werden zerschmettert, / doch die Gerechten stützt der Herr.

18 Der Herr kennt die Tage der Bewährten, / ihr Erbe hat ewig Bestand.

19 In bösen Zeiten werden sie nicht zuschanden, / sie werden satt in den Tagen des Hungers.

20 Doch die Frevler gehen zugrunde, / die Feinde des Herrn sind wie die Pracht der Auen: / Sie schwinden dahin, wie Rauch schwinden sie hin.

21 Der Frevler muss borgen und kann nicht bezahlen, / doch freigebig schenkt der Gerechte.

22 Denn wen der Herr segnet, der wird das Land besitzen, / aber wen er verflucht, der wird ausgetilgt.

23 Der Herr festigt die Schritte des Mannes, / er hat Gefallen an seinem Weg.

24 Auch wenn er strauchelt, stürzt er nicht hin; / denn der Herr hält ihn fest an der Hand.

25 Einst war ich jung, nun bin ich alt, / nie sah ich einen Gerechten verlassen / noch seine Kinder betteln um Brot.

26 Allzeit ist er mildtätig, gern leiht er aus, / seine Kinder werden zum Segen.

27 Meide das Böse und tu das Gute, / so bleibst du wohnen für immer.

28 Denn der Herr liebt das Recht / und verlässt seine Frommen nicht. Doch das Geschlecht der Frevler wird ausgetilgt, / sie werden für immer vernichtet.

29 Die Gerechten werden das Land besitzen / und darin wohnen für alle Zeiten.

30 Der Mund des Gerechten bewegt Worte der Weisheit / und seine Zunge redet, was recht ist.

31 Er hat die Weisung seines Gottes im Herzen, / seine Schritte wanken nicht.

32 Der Frevler belauert den Gerechten / und sucht ihn zu töten.

33 Der Herr überlässt ihn nicht seiner Hand, / lässt nicht zu, dass man ihn vor Gericht verurteilt.

34 Hoffe auf den Herrn / und bleib auf seinem Weg! Er wird dich erhöhen zum Erben des Landes; / du wirst sehen, wie der Frevler vernichtet wird.

35 Ich sah einen Frevler, bereit zu Gewalttat; / er reckte sich hoch wie eine grünende Zeder.

36 Wieder ging ich vorüber und er war nicht mehr da; / ich suchte ihn, doch er war nicht zu finden.

37 Achte auf den Frommen und schau auf den Redlichen! / Denn Zukunft hat der Mann des Friedens.

38 Die Sünder aber werden alle zusammen vernichtet; / die Zukunft der Frevler ist Untergang.

39 Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn, / er ist ihre Zuflucht in Zeiten der Not.

40 Der Herr hilft ihnen und rettet sie, / er rettet sie vor den Frevlern; er schenkt ihnen Heil, / denn sie suchen Zuflucht bei ihm.

Psalm 38

Die Klage eines Kranken

1 [Ein Psalm Davids. Zum Weihrauchopfer.]

2 Herr, strafe mich nicht in deinem Zorn / und züchtige mich nicht in deinem Grimm!

3 Denn deine Pfeile haben mich getroffen, / deine Hand lastet schwer auf mir.

4 Nichts blieb gesund an meinem Leib, weil du mir grollst; / weil ich gesündigt, blieb an meinen Gliedern nichts heil.

5 Denn meine Sünden schlagen mir über dem Kopf zusammen, / sie erdrücken mich wie eine schwere Last.

6 Mir schwären, mir eitern die Wunden / wegen meiner Torheit.

7 Ich bin gekrümmt und tief gebeugt, / den ganzen Tag geh ich traurig einher.

8 Denn meine Lenden sind voller Brand, / nichts blieb gesund an meinem Leib.

9 Kraftlos bin ich und ganz zerschlagen, / ich schreie in der Qual meines Herzens.

10 All mein Sehnen, Herr, liegt offen vor dir, / mein Seufzen ist dir nicht verborgen.

11 Mein Herz pocht heftig, mich hat die Kraft verlassen, / geschwunden ist mir das Licht der Augen.

12 Freunde und Gefährten bleiben mir fern in meinem Unglück / und meine Nächsten meiden mich.

13 Die mir nach dem Leben trachten, legen mir Schlingen; / die mein Unheil suchen, planen Verderben, / den ganzen Tag haben sie Arglist im Sinn.

14 Ich bin wie ein Tauber, der nicht hört, / wie ein Stummer, der den Mund nicht auftut.

15 Ich bin wie einer, der nicht mehr hören kann, / aus dessen Mund keine Entgegnung kommt.

16 Doch auf dich, Herr, harre ich; / du wirst mich erhören, Herr, mein Gott.

17 Denn ich sage: Über mich sollen die sich nicht freuen, / die gegen mich prahlen, wenn meine Füße straucheln.

18 Ich bin dem Fallen nahe, / mein Leid steht mir immer vor Augen.

19 Ja, ich bekenne meine Schuld, / ich bin wegen meiner Sünde in Angst.

20 Die mich ohne Grund befehden, sind stark; / viele hassen mich wegen nichts.

21 Sie vergelten mir Gutes mit Bösem, / sie sind mir Feind; denn ich trachte nach dem Guten.

22 Herr, verlass mich nicht, bleib mir nicht fern, mein Gott! /

23 Eile mir zu Hilfe, Herr, du mein Heil!

Psalm 39

Die Not des vergänglichen Menschen

1 [Für den Chormeister. Von Jedutun. Ein Psalm Davids.]

2 Ich sagte: Ich will auf meine Wege achten, / damit ich nicht sündige mit meiner Zunge. Ich lege meinem Mund einen Zaum an, / solange der Frevler vor mir steht.

3 So blieb ich stumm und still; / ich schwieg, vom Glück verlassen, / doch mein Schmerz war aufgerührt.

4 Heiß wurde mir das Herz in der Brust, / bei meinem Grübeln entbrannte ein Feuer; / da musste ich reden:

5 Herr, tu mir mein Ende kund und die Zahl meiner Tage! / Lass mich erkennen, wie sehr ich vergänglich bin!

6 Du machtest meine Tage nur eine Spanne lang, / meine Lebenszeit ist vor dir wie ein Nichts. / Ein Hauch nur ist jeder Mensch. [Sela]

7 Nur wie ein Schatten geht der Mensch einher, / um ein Nichts macht er Lärm. / Er rafft zusammen und weiß nicht, wer es einheimst.

8 Und nun, Herr, worauf soll ich hoffen? / Auf dich allein will ich harren.

9 Entreiß mich allen, die mir Unrecht tun, / und überlass mich nicht dem Spott der Toren!

10 Ich bin verstummt, ich tue den Mund nicht mehr auf. / Denn so hast du es gefügt.

11 Nimm deine Plage weg von mir! / Unter der Wucht deiner Hand vergehe ich.

12 Du strafst und züchtigst den Mann wegen seiner Schuld, / du zerstörst seine Anmut wie Motten das Kleid, / ein Hauch nur ist jeder Mensch. [Sela]

13 Hör mein Gebet, Herr, vernimm mein Schreien, / schweig nicht zu meinen Tränen! Denn ich bin nur ein Gast bei dir, / ein Fremdling wie all meine Väter.

14 Wende dein strafendes Auge ab von mir, / sodass ich heiter blicken kann, / bevor ich dahinfahre und nicht mehr da bin.

Psalm 40

Dank, Hingabe und Bitte

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids.]

2 Ich hoffte, ja ich hoffte auf den Herrn. / Da neigte er sich mir zu und hörte mein Schreien.

3 Er zog mich herauf aus der Grube des Grauens, / aus Schlamm und Morast. Er stellte meine Füße auf den Fels, / machte fest meine Schritte.

4 Er legte mir ein neues Lied in den Mund, / einen Lobgesang auf ihn, unsern Gott. Viele werden es sehen, sich in Ehrfurcht neigen / und auf den Herrn vertrauen.

5 Wohl dem Mann, der auf den Herrn sein Vertrauen setzt, / sich nicht zu den Stolzen hält / noch zu treulosen Lügnern.

6 Zahlreich sind die Wunder, die du getan hast, / und deine Pläne mit uns; / Herr, mein Gott, nichts kommt dir gleich. Wollte ich von ihnen künden und reden, / es wären mehr, als man zählen kann.

7 An Schlacht- und Speiseopfern hast du kein Gefallen, / Brand- und Sündopfer forderst du nicht. Doch das Gehör hast du mir eingepflanzt; /

8 darum sage ich: Ja, ich komme. / In dieser Schriftrolle steht, was an mir geschehen ist.

9 Deinen Willen zu tun, mein Gott, macht mir Freude, / deine Weisung trag ich im Herzen.

10 Gerechtigkeit verkünde ich in großer Gemeinde, / meine Lippen verschließe ich nicht; Herr, du weißt es.

11 Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht im Herzen, / ich spreche von deiner Treue und Hilfe, ich schweige nicht über deine Huld und Wahrheit / vor der großen Gemeinde.

12 Du, Herr, verschließ mir nicht dein Erbarmen, / deine Huld und Wahrheit mögen mich immer behüten!

13 Denn Leiden ohne Zahl umfangen mich, / meine Sünden holen mich ein, / ich vermag nicht mehr aufzusehn. Zahlreicher sind sie als die Haare auf meinem Kopf, / der Mut hat mich ganz verlassen.

14 Gewähre mir die Gunst, Herr, und reiß mich heraus; / Herr, eile mir zu Hilfe!

15 In Schmach und Schande sollen alle fallen, / die mir nach dem Leben trachten. Zurückweichen sollen sie und vor Scham erröten, / die sich über mein Unglück freuen.

16 Vor Schande sollen alle schaudern, / die zu mir sagen: «Dir geschieht recht.»

17 Alle, die dich suchen, frohlocken; / sie mögen sich freuen in dir. Die dein Heil lieben, sollen immer sagen: / Groß ist Gott, der Herr.

18 Ich bin arm und gebeugt; / der Herr aber sorgt für mich. Meine Hilfe und mein Retter bist du. / Mein Gott, säume doch nicht!

Psalm 41

Das Gebet eines Kranken und Verfolgten

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids.]

2 Wohl dem, der sich des Schwachen annimmt; / zur Zeit des Unheils wird der Herr ihn retten.

3 Ihn wird der Herr behüten / und am Leben erhalten. Man preist ihn glücklich im Land. / Gib ihn nicht seinen gierigen Feinden preis!

4 Auf dem Krankenbett wird der Herr ihn stärken; / seine Krankheit verwandelst du in Kraft.

5 Ich sagte: Herr, sei mir gnädig, / heile mich; denn ich habe gegen dich gesündigt.

6 Meine Feinde reden böse über mich: / «Wann stirbt er endlich und wann vergeht sein Name?»

7 Besucht mich jemand, / so kommen seine Worte aus falschem Herzen. Er häuft in sich Bosheit an, / dann geht er hinaus und redet.

8 Im Hass gegen mich sind sich alle einig; / sie tuscheln über mich und sinnen auf Unheil:

9 «Verderben hat sich über ihn ergossen; / wer einmal daliegt, steht nicht mehr auf.»

10 Auch mein Freund, dem ich vertraute, / der mein Brot aß, hat gegen mich geprahlt.

11 Du aber, Herr, sei mir gnädig; / richte mich auf, damit ich ihnen vergelten kann.

12 Daran erkenne ich, dass du an mir Gefallen hast: / wenn mein Feind nicht über mich triumphieren darf.

13 Weil ich aufrichtig bin, hältst du mich fest / und stellst mich vor dein Antlitz für immer.

14 Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, / von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen, ja amen.

Psalm 42

Sehnsucht nach dem lebendigen Gott

1 [Für den Chormeister. Ein Weisheitslied der Korachiter.]

2 Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, / so lechzt meine Seele, Gott, nach dir.

3 Meine Seele dürstet nach Gott, / nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen / und Gottes Antlitz schauen?

4 Tränen waren mein Brot bei Tag und bei Nacht; / denn man sagt zu mir den ganzen Tag: / «Wo ist nun dein Gott?»

5 Das Herz geht mir über, wenn ich daran denke: / wie ich zum Haus Gottes zog in festlicher Schar, / mit Jubel und Dank in feiernder Menge.

6 Meine Seele, warum bist du betrübt / und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, / meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.

7 Betrübt ist meine Seele in mir, darum denke ich an dich / im Jordanland, am Hermon, am Mizar-Berg.

8 Flut ruft der Flut zu beim Tosen deiner Wasser, / all deine Wellen und Wogen gehen über mich hin.

9 Bei Tag schenke der Herr seine Huld; / ich singe ihm nachts und flehe zum Gott meines Lebens.

10 Ich sage zu Gott, meinem Fels: / «Warum hast du mich vergessen? Warum muss ich trauernd umhergehen, / von meinem Feind bedrängt?»

11 Wie ein Stechen in meinen Gliedern / ist für mich der Hohn der Bedränger; denn sie rufen mir ständig zu: / «Wo ist nun dein Gott?»

12 Meine Seele, warum bist du betrübt / und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, / meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.

Psalm 43

1 Verschaff mir Recht, o Gott, / und führe meine Sache gegen ein treuloses Volk! / Rette mich vor bösen und tückischen Menschen!

2 Denn du bist mein starker Gott. / Warum hast du mich verstoßen? Warum muss ich trauernd umhergehen, / von meinem Feind bedrängt?

3 Sende dein Licht und deine Wahrheit, / damit sie mich leiten; sie sollen mich führen zu deinem heiligen Berg / und zu deiner Wohnung.

4 So will ich zum Altar Gottes treten, zum Gott meiner Freude. / Jauchzend will ich dich auf der Harfe loben, / Gott, mein Gott.

5 Meine Seele, warum bist du betrübt / und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, / meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.

Psalm 44

Klage in Kriegsnot

1 [Für den Chormeister. Ein Weisheitslied der Korachiter.]

2 Gott, wir hörten es mit eigenen Ohren, / unsere Väter erzählten uns von dem Werk, das du in ihren Tagen vollbracht hast, / in den Tagen der Vorzeit.

3 Mit eigener Hand hast du Völker vertrieben, / sie aber eingepflanzt. Du hast Nationen zerschlagen, / sie aber ausgesät.

4 Denn sie gewannen das Land nicht mit ihrem Schwert, / noch verschaffte ihr Arm ihnen den Sieg; nein, deine Rechte war es, dein Arm und dein leuchtendes Angesicht; / denn du hattest an ihnen Gefallen.

5 Du, mein König und mein Gott, / du bist es, der Jakob den Sieg verleiht.

6 Mit dir stoßen wir unsere Bedränger nieder, / in deinem Namen zertreten wir unsere Gegner.

7 Denn ich verlasse mich nicht auf meinen Bogen, / noch kann mein Schwert mir helfen;

8 nein, du hast uns vor unsern Bedrängern gerettet; / alle, die uns hassen, bedeckst du mit Schande.

9 Wir rühmen uns Gottes den ganzen Tag / und preisen deinen Namen auf ewig. [Sela]

10 Doch nun hast du uns verstoßen und mit Schmach bedeckt, / du ziehst nicht mit unserm Heer in den Kampf.

11 Du lässt uns vor unsern Bedrängern fliehen / und Menschen, die uns hassen, plündern uns aus.

12 Du gibst uns preis wie Schlachtvieh, / unter die Völker zerstreust du uns.

13 Du verkaufst dein Volk um ein Spottgeld / und hast an dem Erlös keinen Gewinn.

14 Du machst uns zum Schimpf für die Nachbarn, / zu Spott und Hohn bei allen, die rings um uns wohnen.

15 Du machst uns zum Spottlied der Völker, / die Heiden zeigen uns nichts als Verachtung.

16 Meine Schmach steht mir allzeit vor Augen / und Scham bedeckt mein Gesicht

17 wegen der Worte des lästernden Spötters, / wegen der rachgierigen Blicke des Feindes.

18 Das alles ist über uns gekommen / und doch haben wir dich nicht vergessen, / uns von deinem Bund nicht treulos abgewandt.

19 Unser Herz ist nicht von dir gewichen, / noch hat unser Schritt deinen Pfad verlassen.

20 Doch du hast uns verstoßen an den Ort der Schakale / und uns bedeckt mit Finsternis.

21 Hätten wir den Namen unseres Gottes vergessen / und zu einem fremden Gott die Hände erhoben,

22 würde Gott das nicht ergründen? / Denn er kennt die heimlichen Gedanken des Herzens.

23 Nein, um deinetwillen werden wir getötet Tag für Tag, / behandelt wie Schafe, / die man zum Schlachten bestimmt hat.

24 Wach auf! Warum schläfst du, Herr? / Erwache, verstoß nicht für immer!

25 Warum verbirgst du dein Gesicht, / vergisst unsere Not und Bedrängnis?

26 Unsere Seele ist in den Staub hinabgebeugt, / unser Leib liegt am Boden.

27 Steh auf und hilf uns! / In deiner Huld erlöse uns!

Psalm 45

Ein Lied zur Hochzeit des Königs

1 [Für den Chormeister. Nach der Weise «Lilien». Ein Weisheitslied der Korachiter. Ein Liebeslied.]

2 Mein Herz fließt über von froher Kunde, / ich weihe mein Lied dem König. / Meine Zunge gleicht dem Griffel des flinken Schreibers.

3 Du bist der Schönste von allen Menschen, / Anmut ist ausgegossen über deine Lippen; / darum hat Gott dich für immer gesegnet.

4 Gürte, du Held, dein Schwert um die Hüfte, / kleide dich in Hoheit und Herrlichkeit!

5 Zieh aus mit Glück, kämpfe für Wahrheit und Recht! / Furcht gebietende Taten / soll dein rechter Arm dich lehren.

6 Deine Pfeile sind scharf, dir unterliegen die Völker, / die Feinde des Königs verlieren den Mut.

7 Dein Thron, du Göttlicher, steht für immer und ewig; / das Zepter deiner Herrschaft ist ein gerechtes Zepter.

8 Du liebst das Recht und hasst das Unrecht, / darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit dem Öl der Freude / wie keinen deiner Gefährten.

9 Von Myrrhe, Aloe und Kassia duften all deine Gewänder, / aus Elfenbeinhallen erfreut dich Saitenspiel.

10 Königstöchter gehen dir entgegen, / die Braut steht dir zur Rechten / im Schmuck von Ofirgold.

11 Höre, Tochter, sieh her und neige dein Ohr, / vergiss dein Volk und dein Vaterhaus!

12 Der König verlangt nach deiner Schönheit; / er ist ja dein Herr, verneig dich vor ihm!

13 Die Töchter von Tyrus kommen mit Gaben, / deine Gunst begehren die Edlen des Volkes.

14 Die Königstochter ist herrlich geschmückt, / ihr Gewand ist durchwirkt mit Gold und Perlen.

15 Man geleitet sie in bunt gestickten Kleidern zum König, / Jungfrauen sind ihr Gefolge, / ihre Freundinnen führt man zu dir.

16 Man geleitet sie mit Freude und Jubel, / sie ziehen ein in den Palast des Königs.

17 An die Stelle deiner Väter treten einst deine Söhne; / du bestellst sie zu Fürsten im ganzen Land.

18 Ich will deinen Namen rühmen von Geschlecht zu Geschlecht; / darum werden die Völker dich preisen immer und ewig.

Psalm 46

Gott, unsre Burg

1 [Für den Chormeister. Von den Korachitern. Nach der Weise «Mädchen». Ein Lied.]

2 Gott ist uns Zuflucht und Stärke, / ein bewährter Helfer in allen Nöten.

3 Darum fürchten wir uns nicht, wenn die Erde auch wankt, / wenn Berge stürzen in die Tiefe des Meeres,

4 wenn seine Wasserwogen tosen und schäumen / und vor seinem Ungestüm die Berge erzittern. Der Herr der Heerscharen ist mit uns, / der Gott Jakobs ist unsre Burg. [Sela]

5 Die Wasser eines Stromes erquicken die Gottesstadt, / des Höchsten heilige Wohnung.

6 Gott ist in ihrer Mitte, darum wird sie niemals wanken; / Gott hilft ihr, wenn der Morgen anbricht.

7 Völker toben, Reiche wanken, / es dröhnt sein Donner, da zerschmilzt die Erde.

8 Der Herr der Heerscharen ist mit uns, / der Gott Jakobs ist unsre Burg. [Sela]

9 Kommt und schaut die Taten des Herrn, / der Furchtbares vollbringt auf der Erde.

10 Er setzt den Kriegen ein Ende / bis an die Grenzen der Erde; er zerbricht die Bogen, zerschlägt die Lanzen, / im Feuer verbrennt er die Schilde.

11 «Lasst ab und erkennt, dass ich Gott bin, / erhaben über die Völker, erhaben auf Erden.»

12 Der Herr der Heerscharen ist mit uns, / der Gott Jakobs ist unsre Burg. [Sela]

Psalm 47

Gott, der König aller Völker

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm der Korachiter.]

2 Ihr Völker alle, klatscht in die Hände; / jauchzt Gott zu mit lautem Jubel!

3 Denn Furcht gebietend ist der Herr, der Höchste, / ein großer König über die ganze Erde.

4 Er unterwirft uns Völker / und zwingt Nationen unter unsre Füße.

5 Er wählt unser Erbland für uns aus, / den Stolz Jakobs, den er liebt. [Sela]

6 Gott stieg empor unter Jubel, / der Herr beim Schall der Hörner.

7 Singt unserm Gott, ja singt ihm! / Spielt unserm König, spielt ihm!

8 Denn Gott ist König der ganzen Erde. / Spielt ihm ein Psalmenlied!

9 Gott wurde König über alle Völker, / Gott sitzt auf seinem heiligen Thron.

10 Die Fürsten der Völker sind versammelt / als Volk des Gottes Abrahams. Denn Gott gehören die Mächte der Erde; / er ist hoch erhaben.

Psalm 48

Die Stadt des großen Königs

1 [Ein Lied. Ein Psalm der Korachiter.]

2 Groß ist der Herr und hoch zu preisen / in der Stadt unsres Gottes.

3 Sein heiliger Berg ragt herrlich empor; / er ist die Freude der ganzen Welt. Der Berg Zion liegt weit im Norden; / er ist die Stadt des großen Königs.

4 Gott ist in ihren Häusern bekannt / als ein sicherer Schutz.

5 Denn seht: Die Könige vereinten sich / und zogen gemeinsam heran;

6 doch als sie aufsahen, erstarrten sie vor Schreck, / sie waren bestürzt und liefen davon.

7 Dort packte sie das Zittern, / wie die Wehen eine gebärende Frau,

8 wie der Sturm vom Osten, / der die Schiffe von Tarschisch zerschmettert.

9 Wie wir's gehört hatten, so erlebten wir's jetzt / in der Stadt des Herrn der Heere, in der Stadt unsres Gottes; / Gott lässt sie ewig bestehen. [Sela]

10 Über deine Huld, o Gott, denken wir nach / in deinem heiligen Tempel.

11 Wie dein Name, Gott, so reicht dein Ruhm bis an die Enden der Erde; / deine rechte Hand ist voll von Gerechtigkeit.

12 Der Berg Zion freue sich, / die Töchter Judas sollen über deine gerechten Urteile jubeln.

13 Umkreist den Zion, / umschreitet ihn, zählt seine Türme!

14 Betrachtet seine Wälle, / geht in seinen Palästen umher, / damit ihr dem kommenden Geschlecht erzählen könnt:

15 «Das ist Gott, unser Gott für immer und ewig. / Er wird uns führen in Ewigkeit.»

Psalm 49

Die Vergänglichkeit des Menschen

1 [Für den Chormeister. Ein Psalm der Korachiter.]

2 Hört dies an, ihr Völker alle, / vernehmt es, alle Bewohner der Erde,

3 ihr Leute aus dem Volk und vom Adel, / Reiche und Arme zusammen!

4 Mein Mund spreche weise Worte; / was mein Herz ersinnt, sei voller Einsicht.

5 Ich wende mein Ohr einem Weisheitsspruch zu, / ich enthülle mein Geheimnis beim Harfenspiel.

6 Warum soll ich mich in bösen Tagen fürchten, / wenn mich der Frevel tückischer Feinde umgibt?

7 Sie verlassen sich ganz auf ihren Besitz / und rühmen sich ihres großen Reichtums.

8 Loskaufen kann doch keiner den andern / noch an Gott für ihn ein Sühnegeld zahlen

9 - für das Leben ist jeder Kaufpreis zu hoch, / für immer muss man davon abstehn -,

10 damit er auf ewig weiterlebt / und niemals das Grab schaut.

11 Denn man sieht: Weise sterben; / genauso gehen Tor und Narr zugrunde, / sie müssen andern ihren Reichtum lassen.

12 Das Grab ist ihr Haus auf ewig, / ist ihre Wohnung für immer, / ob sie auch Länder nach ihren Namen benannten.

13 Der Mensch bleibt nicht in seiner Pracht; / er gleicht dem Vieh, das verstummt.

14 So geht es denen, die auf sich selbst vertrauen, / und so ist das Ende derer, die sich in großen Worten gefallen. [Sela]

15 Der Tod führt sie auf seine Weide wie Schafe, / sie stürzen hinab zur Unterwelt. Geradewegs sinken sie hinab in das Grab; / ihre Gestalt zerfällt, die Unterwelt wird ihre Wohnstatt.

16 Doch Gott wird mich loskaufen aus dem Reich des Todes, / ja, er nimmt mich auf. [Sela]

17 Lass dich nicht beirren, wenn einer reich wird / und die Pracht seines Hauses sich mehrt;

18 denn im Tod nimmt er das alles nicht mit, / seine Pracht steigt nicht mit ihm hinab.

19 Preist er sich im Leben auch glücklich / und sagt zu sich: / «Man lobt dich, weil du dir's wohl sein lässt»,

20 so muss er doch zur Schar seiner Väter hinab, / die das Licht nie mehr erblicken.

21 Der Mensch in Pracht, doch ohne Einsicht, / er gleicht dem Vieh, das verstummt.

Psalm 50

Der rechte Gottesdienst

1 [Ein Psalm Asafs.] Der Gott der Götter, der Herr, spricht, / er ruft der Erde zu / vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang.

2 Vom Zion her, der Krone der Schönheit, / geht Gott strahlend auf.

3 Unser Gott kommt und schweigt nicht; / Feuer frisst vor ihm her; um ihn stürmt es gewaltig.

4 Dem Himmel droben und der Erde ruft er zu, / er werde sein Volk nun richten:

5 «Versammelt mir all meine Frommen, / die den Bund mit mir schlossen beim Opfer.»

6 Die Himmel sollen seine Gerechtigkeit künden; / Gott selbst wird Richter sein. [Sela]

7Höre, mein Volk, ich rede. / Israel, ich klage dich an, / ich, der ich dein Gott bin.

8 Nicht wegen deiner Opfer rüg ich dich, / deine Brandopfer sind mir immer vor Augen.

9 Doch nehme ich von dir Stiere nicht an / noch Böcke aus deinen Hürden.

10 Denn mir gehört alles Getier des Waldes, / das Wild auf den Bergen zu Tausenden.

11 Ich kenne alle Vögel des Himmels, / was sich regt auf dem Feld, ist mein Eigen.

12 Hätte ich Hunger, ich brauchte es dir nicht zu sagen, / denn mein ist die Welt und was sie erfüllt.

13 Soll ich denn das Fleisch von Stieren essen / und das Blut von Böcken trinken?

14 Bring Gott als Opfer dein Lob / und erfülle dem Höchsten deine Gelübde!

15 Rufe mich an am Tag der Not; / dann rette ich dich und du wirst mich ehren.»

16 Zum Frevler aber spricht Gott: / «Was zählst du meine Gebote auf / und nimmst meinen Bund in deinen Mund?

17 Dabei ist Zucht dir verhasst, / meine Worte wirfst du hinter dich.

18 Siehst du einen Dieb, so läufst du mit, / du machst dich mit Ehebrechern gemein.

19 Dein Mund redet böse Worte / und deine Zunge stiftet Betrug an.

20 Von deinem Bruder redest du schändlich, / auf den Sohn deiner Mutter häufst du Verleumdung.

21 Das hast du getan und ich soll schweigen? / Meinst du, ich bin wie du? / Ich halte es dir vor Augen und rüge dich.

22 Begreift es doch, ihr, die ihr Gott vergesst! / Sonst zerreiße ich euch und niemand kann euch retten.

23 Wer Opfer des Lobes bringt, ehrt mich; / wer rechtschaffen lebt, dem zeig ich mein Heil.


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