Jesus

 

 

 

 

Die sieben Worte Jesu

 

 

 

 

 

Die sieben Worte Jesu am Kreuz

Meditation am Karfreitag

von Diakon Franz Schuh

Jesus der Sohn Gottes, der Mensch geworden ist, unter uns gelebt hat und gestorben ist, zeigt uns noch in den letzten Stunden vor seinem Tod, wie nahe er uns Menschen ist. Er lebte wie ein Mensch und er litt auch wie ein Mensch. Sogar in seinen letzten Stunden gab er uns noch einmal wichtige Hinweise, für unser Leben - so etwas wie ein Testament.Diese Vermächtnisse finden wir in den vier Evangelien in den sieben Worten Jesu am Kreuz, wobei es sich vielmehr um sieben Sätze handelt. Bei der Betrachtung dieser Aussprüche Jesu müssen wir uns einmal die grausame Situation vor Augen führen, in der sich Jesus befand. Er, Jesus der Friedefürst, der so vielen Menschen Gutes tat,

  • der gerecht und ohne Sünde war,
  • der mit seinen Jüngern durch die Lande zog und immer von seinem Vater sprach.
  • Jesus, der den Menschen den Willen Gottes offenbarte,
  • der die Hungrigen satt machte,
  • der die Kranken heilte,
  • die Blinden sehend und die Lahmen gesund machte,
  • der die Ärmsten der Armen, also die, die keine Zukunft hatten, ansprach, sie um sich scharrte und ihnen neue Hoffnung gab,
  • der mit Menschen, die alles andere als angesehen waren, Gemeinschaft suchte - dieser Jesus muss einen so grausamen Tod sterben.
  • Halten wir uns daher immer vor Augen, dass hier der einzige Gerechte, der einzige, der ohne Sünde war, Gottes Sohn, so grausam hingerichtet wurde.


    Lied:

    O Haupt voll Blut und Wunden, voll Schmerz und voller Hohn,
    o Haupt, zum Spott gebunden mit einer Dornenkron.
    O Haupt, sonst schön gekrönet mit höchster Ehr und Zier,
    jetzt aber frech verhöhnet: gegrüßet seist du mir!


    Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.

    (Lk 23, 32-34)

    Zusammen mit Jesus wurden auch zwei Verbrecher zur Hinrichtung geführt. Sie kamen zur Schädelhöhe; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links. Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.

    Dieses Wort ist ein Wort der Entschuldigung, ein Wort der Vergebung. Es gilt all denen, die sein Leben auslöschen. Für Jesus gibt es keine Feinde. Er vergibt ihnen, indem er sich für sie hingibt.

    Wenn wir auf uns selber schauen, dann werden wir den Unterschied zum Verhalten Jesu sehen. Jesus hat niemandem Unrecht getan. Wir hingegen sind auf die Vergebung durch Gott und unsere Mitmenschen angewiesen. Umso mehr sollten wir uns von der vergebenden Liebe Jesu anstecken lassen, uns von ihm die Kraft schenken lassen, all denen zu verzeihen, die uns Unrecht getan haben. Dann werden auch wir mit Jesus, aus seinem Geiste, beten können: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was die tun.

    A Herr, du nimmst dich deiner Feinde an, bist Helfer und Berater,
    bist nicht Verdammer nicht Gericht, trittst für uns ein beim Vater.

    V Herr Jesus, du bist gütig und freundlich zu uns allen, die wir Sünder sind.

    A Wir preisen dich in Ewigkeit.



    Amen, ich sage dir, heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

    (Lk 23,39-43)

    Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

    Jesus sagt dies zu einem Verbrecher. Dieser hat Jesus vorher nicht gekannt. Er sieht ihn jetzt. Ihn, der wie er am Kreuz hängt. Diesem Verbrecher spricht Jesus Hoffnung zu. Solche Hoffnung weckt er in allen, die schuldig geworden sind und deswegen verachtet werden. Von seinem Vater sagt Jesus in der Bergpredigt, dass er seine Sonne aufgehen lässt über Gute und Böse, regnen lässt über Gerechte und Ungerechte (Mt 5, 45).

    Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein, im Reich Gottes. Reich Gottes, ist das nicht der Ort, wo Gott schon hier und jetzt mit uns lebt?  Da, wo wir, getragen sind von der grenzenlosen Liebe Gottes zu allen Menschen, offen werden für andere, auch für diejenigen, die wir so schnell als hoffnungslos einstufen.

    A Herr, du denkst an den, der mit dir Schmerz und Hohn am Kreuz erduldet,
    und sagst ihm ewiges Leben zu, obwohl er selber Leid verschuldet.

    V Denn du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben.

    A Wir preisen dich in Ewigkeit.



    Frau, siehe, dein Sohn!   Siehe, deine Mutter.

    (Joh 19, 25-26)

    Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

    Dies sagt Jesus zu seiner Mutter und zu Johannes. Ein anderes Erbe hat er nicht zu verteilen. Jesus will Menschen einander anheim geben, sie zueinander führen. Für ihn gehören alle Menschen zur Familie Gottes; auch da, wo sie nur schwer zueinander finden.

    Siehe, dein Sohn! Siehe, deine Mutter! Jesus weist uns so den Weg, Grenzen der Familie, des Volkes, der Rasse, der Religion zu durchbrechen. Auf Menschen, die uns fremd sind, zuzugehen. Ihnen, wo es uns möglich ist, hilfreich zur Seite zu stehen. Denn im Blute Jesu sind wir alle miteinander verwandt und auch der Fernste ist unser Bruder, unsere Schwester.

    A Herr, du siehst der eignen Mutter Qual und auch der Jünger Leiden.
    Zu Sohn und Mutter machst du sie, zum Schutz in Not, die beiden.

    V Denn du bist der Stammvater eines neuen Volkes, das von deinem Fleisch und Blut ist.

    A Wir preisen dich in Ewigkeit.


    Lied:

    Ich danke dir von Herzen, O Jesu, liebster Freund,
    für deines Todes Schmerzen, da du’s so gut gemeint.
    Ach gib, dass ich mich halte zu dir und deiner Treu’
    Und, wenn ich einst erkalte, in dir mein Ende sei!


    Mich dürstet!

    (Joh 19, 28-29)

    Danach, als Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet. Ein Gefäß mit Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund.

    Jesus bittet am Kreuz, dass man ihm zu trinken gibt. Seine Kehle ist ausgetrocknet. Er leidet Durst. Mit seinem Verlangen nach Wasser erkennen wir ihn als einen von uns, der alles mit uns geteilt hat. Weil Jesus sich in seinem Leidens- und Todesweg so sehr mit uns solidarisiert hat, mit unseren Ängsten und Nöten, finden in seinem "Mich dürstet!" auch all die Menschen eine Sprache, die an Durst und Hunger leiden. In leiblicher, aber viel mehr noch in seelischer Hinsicht.

    Jesus dürstet danach, dass der Durst unseres Herzens gestillt wird. Der Durst, die Sehnsucht, angenommen und geliebt zu sein. Die Sehnsucht nach erfülltem Leben. Das Verlangen, friedlich und gewaltlos miteinander umzugehen.
    "Wer zu mir kommt," - das ist die Verheißung Jesu - "der wird nicht mehr hungern, und wer an mich glaubt, der wird nie mehr Durst haben"
    (Joh 6, 35).

    A Herr, du weißt, was Durst und Wasser ist, kennst Hoffen, Sehnen, Streben,
    verstehst der Menschen Schrei nach Recht, den Durst nach wahrem Leben.

    V Denn du rufst die Dürstenden zum Wasser des Lebens.
    Führe auch uns zu dieser Quelle und stille den Durst.

    A Wir preisen dich in Ewigkeit.



    Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

    (Mk 15, 34-35)

    In der neunten Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: Eloï, Eloï, lema sabachtani? das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
    Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Hört, er ruft nach Elija!

    In seiner Todesnot ruft Jesus in einem Aufschrei die Worte des Psalms 22: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Es ist kein Schrei der Verzweiflung, aber es ist ein Schrei abgrundtiefer Verlassenheit. Ein Schrei, in dem sich alle wiederfinden können, die unter dem Schweigen, der scheinbaren Abwesenheit Gottes leiden und daran zu zerbrechen drohen.

    Mein Gott, warum hast du mich verlassen - so darf auch ich schreien, wenn ich nicht mehr durchblicke, wenn mir der Sinn meines Lebens fraglich erscheint. Doch ich rufe nicht ins Leere. Ich rufe Gott an. Ich frage ihn nur, ob er mich verlassen hat. Gott versteht, wenn ich angesichts unermesslichen menschlichen Leides zu ihm aufschreie: Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

    A Herr, du schreist die Zweifel laut hinaus, fühlst dich von Gott verlassen,
    weil Gottes Feinde ohne Grund, dir schaden und dich hassen.

    V Denn du kennst die Not der Menschen. Du hast sie an dich gezogen.

    A Wir preisen dich in Ewigkeit.



    Es ist vollbracht!

    (Joh 19, 29-30)

    Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht!

    Die Geschichte Jesu ist keine Erfolgsgeschichte, so wie wir Menschen sie im Allgemeinen verstehen und erstreben. Menschlich gesehen ist Jesus gescheitert. Seine Liebe brachte ihm den Tod. Jesus sagt nicht: Ich habe gesiegt, sondern immer noch in Qualen am Kreuz hängend: Es ist vollbracht!

    Vollbracht ist seine Liebe, mit der er bis zum Äußersten gegangen ist. Sein Leben hat in der Hingabe an die Menschen, im Tod für uns den letzten Sinn erfahren. Seitdem ist Tod Leben und Niederlage ist Sieg.

    A Herr, du rufst es in die Welt hinaus: Die Menschen sind gerettet!
    Vollbracht ist, was das Leben bringt! Der Tod ist jetzt getötet!

    V Denn du führst dein Volk zum Leben.

    A Wir preisen dich in Ewigkeit.



    Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist!

    (Lk 23, 45-46)

    Die Sonne verdunkelte sich. Der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei, und Jesus rief laut: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Nach diesen Worten hauchte er den Geist aus.

    In diesem letzten Wort am Kreuz gibt Jesus seinen Geist, sein Leben, sich selbst in die Hände seines Vaters zurück. Es ist nicht mehr der Gott, zu dem Jesus schreit, weil er ihn scheinbar verlassen hat. Es ist der Vater, der ihn jetzt vor dem Untergang rettet, ihn bestätigt als Messias, als seinen Sohn.
    In Jesus ist Gott aus sich herausgegangen, hat in ihm Knechtsgestalt angenommen, hat sich den Menschen ausgeliefert, um sie zu erlösen von allem Bösen und sie zu befreien zum Guten und zur Liebe.


    Wenn ich mich nun auf dieses erlösende und befreiende Tun Gottes einlasse, wenn ich Jesus nachzufolgen suche, in den Umständen meines Lebens und im Maße meiner Möglichkeiten, wenn ich auch das, was mir im Leiden widerfährt, im Vertrauen in Gottes Führung und Fügung annehme, dann werde ich am Ende meines Lebens auch mit Jesus sprechen können: "Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Mein Leben gebe ich dir zurück. Ich lege mich ganz in deine Hände.

    A Herr Jesus, du hast dich ganz dem Vater anvertraut, im Leben und im Tod.
    Lass uns dir ganz ähnlich werden, damit der Wille des Vaters auch an uns geschehe.

    V Denn du bist der Sohn des ewigen Vaters, der Bote seines Willens.

    A Wir preisen dich in Ewigkeit.


    Lied:

    Was du, Herr, hast erduldet, ist alles meine Last;
    ich, ich hab’ es selbst verschuldet, was du getragen hast.
    Schau her, hier steh ich Armer, der Zorn verdienet hat;
    gib mir, o mein Erbarmer, den Anblick deiner Gnad.


    SCHLUSS:

    Es macht uns traurig, wenn wir uns vor Augen halten, wie schrecklich unser Herr Jesus gelitten hat, sowohl körperlich, als auch seelisch. Wenn wir aber sehen, wie groß Seine Liebe war, die Ihn dazu gebracht hat, das alles bewusst und freiwillig auf sich zu nehmen, dann können wir uns von Herzen freuen. So kann auch der Karfreitag für uns ein Tag der Freude sein – mit dem Wissen wie reich Er uns durch Sein Leiden und Sterben gemacht hat. Ihm sei Lob und Dank dafür.

    A Herr, wir preisen dich in alle Ewigkeit.  Amen


    Lied: Melodie von GL 179

    Es dient zu meinen Freuden und kommt mir herzlich wohl,
    wenn ich in deinem Leiden, mein Heil, mich finden soll.
    Ach, möcht’ ich, o mein Leben, an deinem Kreuze hier,
    mein Leben von mir geben, wie wohl geschähe mir!





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