Dornenkrone

 

 

 

 

Kreuzweg Jesu - Liebe für die Welt

 

 

 

 

 

Lied:

Lass mich deine Leiden singen, Dank und Mitleid darzubringen
dir, unschuldig Gotteslamm, das von mir die Sünden nahm.
Präge, Herr, in unsre Herzen all dein Leid und deine Schmerzen.
Lass uns deines Todes Pein Trost in unsrem Tode sein.

Einleitungsgebet:

Herr, lass uns jetzt innerlich zur Ruhe kommen und gib uns wache Sinne, damit wir erahnen und begreifen können, was Dein Kreuz für uns bedeutet. Lass uns durch diesen Kreuzweg Dir begegnen, damit wir mit mehr Trost und Freude, mit mehr Glauben und mir mehr Liebe weiterleben können.


1-Station

1.Station

Jesus wird zum Tode verurteilt

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und preisen dich,

A: denn durch dein Heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

V: Jesus steht vor einem irdischen Richter. Er steht in dieser schweren Stunde aber ganz zu seiner Berufung, er steht zu seinem und unserem Vater. Er legt Zeugnis ab, für die Wahrheit und für die Liebe die vom Vater ausgeht. Er bekennt sich ganz zur Königsherrschaft Gottes.

L: Jeder Mensch hat seine Berufung. Jeder von uns soll dadurch seinen Teil zur Vergöttlichung der Welt beitragen. Diese Berufung in allen Lebenslagen konsequent zu bezeugen und zu leben, ist sicher sehr schwer. Dafür aber, schenkt uns Gott immer wieder Menschen, die uns Beispiel geben für seine Liebe und Treue, die auch wir aufbringen sollen. Denn wer liebt ist gut zu allen Menschen. Nur Lieblosigkeit denkt und urteilt nach kalten und harten Gesetzen, denn sie kann den Liebenden nicht leben lassen.
Letztlich werden wir den Tod Jesu nie begreifen können, doch wir werden erkennen, dass Jesus nur deshalb verurteilt wurde, weil er selbst niemals verurteilt hat. Jesus steht immer auf der Seite aller Menschen.

Gebet:

Herr, durch unsere Taufe wurde in unser Herz ein unauslöschliches Zeichen der Berufung eingebrannt. Wir sind deine Kinder, und Nachfolger deines Sohnes Jesus Christus. Wir versagen oft, wenn es darum geht, uns vor den Mitmenschen zu diesem Erbe zu bekennen. Hilf uns, mutiger zu werden und schenke jedem von uns Standhaftigkeit und Mut zur Wahrheit, wenn sie von uns gefordert wird.


2-Station

2.Station

Jesus nimmt das schwere Kreuz auf seine Schulter

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und preisen dich,

A: denn durch dein Heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

V: Jesus nimmt den Baumstamm, der ihn später selber tragen wird, auf seine Schulter. Er nimmt diese schwere Last auf sich, obwohl er um die Konsequenzen weiß und das Ende kennt. Er vertraut seinem Vater. Er weiß, dass ihm Gott die nötige Hilfe schenken wird. Jesus weiß auch, dass die Erfüllung von Gottes Willen der einzige Weg zur Erlösung ist und er weiß, dass von seiner Treue jetzt alles abhängt.

L: Jeder Mensch, der seine Berufung zur Nachfolge Christi annimmt, wird sehr bald spüren, dass er damit nicht nur sein eigenes Kreuz, sondern auch die Freuden und Lasten anderer auf sich nehmen muss. Sicher quälen diese Kreuze unseren Körper und unsere Seele, aber noch sicherer ist die Tatsache, dass der Mensch durch jedes getragene Kreuz wächst. Ein solches Kreuz wird erlösend wie das Kreuz Christi und der Mensch selber wird selbst befreiend wie unser Erlöser Jesus Christus. Bei Gott und bei den Menschen bleibt nicht in Erinnerung, wer einem anderen das Kreuz aufgebürdet hat, sondern wer es für andere getragen hat.

Gebet:

Herr, viele unserer Mitchristen tragen mit Mut und ohne zu murren ihr eigenes, und das Kreuz der Mitmenschen. Wir müssen uns aber eingestehen, dass wir uns weder von Gott noch von unserer Umgebung etwas Zusätzliches aufladen lassen. Wir fürchten, es könnte etwas sein, was uns eine glückliche Zukunft oder unser Leben verbauen könnte. Herr, so bitten wir dich, schenke uns mehr Vertrauen und mehr Bereitschaft, das uns Zugedachte mutig anzunehmen.

Lied:

Todesmüd, gebeugt, zerschlagen, musst dein Kreuz du selber tragen,
tragen ohne Ruh und Rast unsrer Sünden schwere Last.
Präge, Herr, in unsre Herzen all dein Leid und deine Schmerzen.
Lass uns deines Todes Pein Trost in unsrem Tode sein.


3-Station

3.Station

Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und preisen dich,

A: denn durch dein Heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

V: Geschwächt durch seinem starken Blutverlust bei der Geißelung, durstig, hungrig und vom Gewicht des Kreuzes niedergedrückt, taumelt Jesus und fällt schwer auf den Boden. Jesus spürt die Übermacht der Natur und der Umgebung. Sein Körper muss diese Niederlage hinnehmen. Dennoch, sein Glaube an den Vater gibt ihm wieder neue Kraft. Seine Hoffnung auf die Erfüllung seines Auftrages gibt ihm neuen Mut. Und seine Liebe zu uns Menschen gibt ihm neue Ausdauer.

L: Fallen ist nicht nur körperliches Missgeschick. Fallen heißt auch, die Grenzen der eigenen Kräfte - angesichts von Situationen, die und überfordern und uns bezwingen - frei und ehrlich anzuerkennen. Der Fall weist auf unsere menschliche Zerbrechlichkeit hin, er bringt den brüchigen Lehm zutage, aus dem wir geschaffen sind. Er macht offenkundig, dass wir weder allmächtig noch unverwundbar sind. Oft können wir Situationen einer Schwäche nicht akzeptieren und erheben den Blick, oder sogar die Faust, zornig gegen den Himmel. Nur zu leicht zweifeln wir an Gottes Allmacht und Güte, wenn unser Kreuz schwerer wird oder uns gar zu Boden drückt.

Gebet:

Herr, wir wissen um unsere Schwächen und um die Macht des Bösen. Mehr denn je brauchen wir Menschen, die in geistlichen Berufen leben und wirken. Sie sind es, die unseren Glauben stärken, die Sakramente spenden und die Frohbotschaft verkünden. Sie können uns  durch ihr  Leben ein lebendiges Zeugnis deiner Güte sein. Durch ihre Hingabe zeigst du uns, dass du es bist, der uns hilft und unser Leben begleitet. Schenke uns vieler solcher Menschen.


4-Station

4.Station

Jesus begegnet seiner Mutter

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und preisen dich,

A: denn durch dein Heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

V: Welch ein erschütternder Augenblick. Die Mutter kann ihren Sohn kaum erkennen. Sein Gesicht ist mit Schweiß und Blut bedeckt. Mühsam richtet sich Jesus auf, sein Blick sucht den seiner Mutter. Ihre Herzen brennen voll Liebe und Ergebenheit. In diesem Augenblick erahnt Maria ihre Mitwirkung am Erlösungswerk und ihrer Mutterschaft für alle Menschen. Sie empfängt so ihre Aufgabe für alle Zukunft – Jesu Werk, das Werk der Erlösung fort zu setzen und alle Menschen, auch die Feinde Jesu, mit einer besonderen Liebe zu umfangen.

L: Maria lebt bei Jesus, seit sie in den Himmel aufgenommen wurde. Gerade weil sie auf diese Weise so hoch erhoben wurde, lebt sie auf reale Weise inmitten der Menschheit. Nach Jesus ist niemand stärker mit uns Menschen verbunden als Maria. So wie sie Jesus auf seinem Weg zum Kalvarienberg begleitete und ihn auf diese Weise stärkte, so begleitet uns Maria auch jetzt und heute. Maria leidet auch heute noch mit uns, ihren Kindern. Sie begleitet uns in Schmerzen und Leid. Sie tröstet und ermutigt uns, so wie sie es bei ihrem Sohn gemacht hat.

Gebet:

Herr, wir gehen oft aneinander vorbei, ohne am Schicksal des Anderen Anteil zu nehmen. Dabei hätten wir uns doch gerade dadurch soviel zu schenken. Dein Sohn hat aus der Begegnung mit seiner Mutter Kraft geschöpft, sein Leid mutig anzunehmen. Hilf uns helfen, damit wir in der Begegnung mit leidenden Menschen nicht teilnahmslos daneben stehen. Gib uns die Kraft, Vertrauen und Glauben zu verschenken, damit niemand ungestärkt an uns vorüber gehen muss.


5-Station

5.Station

Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und preisen dich,

A: denn durch dein Heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

V: Jetzt will kein Mensch mehr mit Jesus zu tun haben. Die Soldaten machen nur ihren Dienst und die umstehende Menschenmenge schaut sich neugierig dieses grausame Spektakel an. Manche werden zufällig Zeugen dieser schrecklichen Ereignisse. Zu diesen Leuten gehört Simon, der gerade von seinem Feld kommt. Jesus ist einem Zusammenbruch nahe, darum wird Simon gezwungen Jesus die Last abzunehmen. Sehr widerwillig nimmt er an, doch er erkennt bald seine große Auserwählung um Jesus ein wenig diesen schweren Weg zu erleichtern.

L: Und wir? Sind wir nicht auch sehr oft so ein Simon? Schauen wir doch einmal um uns, wie viele Menschen begegnen uns – gehen an uns vorbei? Fragen wir, wie schwer das Kreuz dieser Menschen ist? Können wir es sehen, wenn sie ihr Kreuz schon fast zu erdrücken droht? Es ist doch die Liebe Gottes die unsere Wege markieren soll, und gerade aus dieser Liebe sollte uns das Leid der Anderen bewegen. Aber leider, wir sind meist wie Simon. Ja, wir helfen, aber nur weil wir nicht anders auskönnen, oder weil wir vor uns selber oder vor anderen als hilfreich gelten möchten. Wenn Gott einmal über uns richten wird, wird er nicht danach fragen, wie oft, oder was wir gebetet haben, oder an welche Wahrheiten wir geglaubt haben. Es wird nur zählen, was wir für unseren Nächsten getan haben. Am Ende unseres Lebens werden wir nur nach unserer Liebe zum Nächsten beurteilt. Unser Helfer werden dann die sein, denen wir einmal geholfen haben.

Gebet:

Herr, viel warten auf uns Christen, um sich führen oder tragen zu lassen. Viele warten um begleitet zu werden um einen „Simon“ zu erleben. Gib uns die Kraft, beim Anblick von Leid und Not nicht mutlos zu werden. Hilf uns, dass wir diesen Menschen wenigstens ein Stückchen ihres Weges weiterhelfen.


6-Station

6.Station

Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und preisen dich,

A: denn durch dein Heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

V: Inmitten der schreienden und neugierigen Menge steht eine Frau. Veronika! Sie verfolgt alles, ihr entgeht nichts. Plötzlich durchbricht Veronika die Reihen, sie drängt sich zwischen die Soldaten hindurch. Sie fragt nicht danach, was die anderen sagen, was die Soldaten machen werden. Sie weiß nur – hier leidet ein Mensch, hier sind blutende Wunden, sie wird gebraucht. So macht sie vor den Augen aller, was das Herz ihr sagt. Sie trocknet Jesus das blutverschmierte Gesicht.

L: Ist das nicht wunderbar? Was für ein Mut gehört doch dazu, so aus der Reihe zu tanzen. Denken wir nun wieder einmal an uns. Oft wagen wir unseren Mitmenschen nicht einmal in die Augen zu schauen, denn sein Blick könnte uns ja seine Not und seine Sorgen verraten. Wir wagen uns nicht einmal Gutes zu tun, denn es könnte doch missverstanden, oder wir könnten sogar ausgenützt werden. Solche Gedanken sind aber niemals richtig. Wenn wir Gott begegnen wollen – das will uns diese Station sagen – dann müssen wir so wie Veronika der Not und dem Leiden der Mitmenschen begegnen. Gott verlangt keine großen Dinge von uns. Es genügt oft schon ein freundlicher Blick oder ein gutes Wort. Das Große zeigt sich immer in den kleinsten Dingen, und der kleinste Liebesdienst kann Zeichen großer Liebe sein. Denn der kleinste Liebesdienst trägt die Züge Jesu und ist Abbild seiner großen Liebe.

Gebet:

Herr, du hast uns füreinander geschaffen und uns berufen, einander in Freud und Leid beizustehen. Wir aber bleiben so oft teilnahmslos und wollen für einen Anderen kein Risiko eingehen. Gib uns mehr gegenseitige Liebe, die uns hilft, die Sorgen und Nöte unserer Mitmenschen von ihren Augen abzulesen und das zu tun was sie in diesem Augenblick brauchen.


7-Station

7.Station

Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und preisen dich,

A: denn durch dein Heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

V: Ein zweites Mal verliert Jesus die Gewalt über seinen Körper. Er stürzt schwerer und schmerzlicher als zuvor. Jesus ist schwer gezeichnet, zermartert und verwundet. Von all seinen Jüngern und Freunden verlassen. Ein Häuflein Mensch. Jesus aber rafft sich mit großer Anstrengung wieder auf. Er muss sich wieder aufraffen um all denen Vorbild zu sein, die im Aufstehen und Weitergehen keinen Sinn mehr finden. Er will auch uns damit die Kraft geben, damit wir uns gegenseitig immer wieder aufhelfen können. Jesus will für uns alle dieses Opfer bringen.

L: Wir können oft nicht an die Schaffung einer vollkommenen und gerechten Welt glauben. Die Welt aber ist vollkommen. Nur wir Menschen und unsere Sünden zeigen uns das Bild einer schlechten Welt. Wir alle wissen zwar, dass wir uns bessern müssen, aber es gelingt uns nur selten. Wir fallen immer wieder – so wie Jesus. Jesus aber ist der, der uns den richtigen Weg zeigt. Jesus will uns mit seinem Wieder-Aufstehen zeigen, dass wir – auch wenn wir schon zum x-ten Mal gefallen sind – immer wieder aufstehen sollen. Dazu aber braucht es viel Kraft. Diese Kraft können wir nur durch das Gebet und den Empfang der hl. Sakramente erhalten. Nur wenn wir beständig im Gebet bleiben, werden wir die Angst zu fallen, oder die Angst, dass wir es ja doch nicht schaffen, verlieren. So hilft uns Jesus – und wir helfen Jesus.

Gebet:

Herr, wir fallen immer wieder und sind oft sehr mutlos und verzagt. Aber wir sollen uns doch als deine Helfer bewähren und auch unseren Mitmenschen immer wieder aufhelfen. Gib uns die Kraft, dass wir von deiner Liebe zu uns nicht nur reden, sondern sie unserer Umgebung durch unser Handeln spürbar und erlebbar machen.


8-Station

8.Station

Jesus ermahnt die weinenden Frauen

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und preisen dich,

A: denn durch dein Heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

V: Die Frauen von Jerusalem weinen beim Anblick Jesu voller Mitleid über seinen Schmerz und seine Schmach. Jesus aber weist sie zurecht und sagt, dass es eine Not der Anderen gibt, und dass die Ursache allen Leidens die Sünde ist. Jesus spricht auf seinem schweren Weg von einem drohenden Unheil, das über die Stadt hereinbrechen wird und allen bevorsteht, die sich nicht bekehren wollen.

L: Nur Mitleid, welches über ein Gerührt sein und Beklagen nicht hinaus geht, ist in den Augen Jesu wertlos. Jesus fordert Taten. Jesus will, dass wir unser Leben ändern und ihm konsequent nachfolgen. Er will, dass wir uns von der Sünde abwenden, dass wir füreinander eintreten und mitwirken am Aufbau des Gottesreiches. Erinnern wir uns doch an die Worte der Gottesmutter die sie uns schon an vielen Erscheinungsorten der Welt gesagt hat. Diese Worte sagen uns genau das gleiche. Maria erinnert uns an die Worte Jesu, sie lädt uns immer wieder zu Gebet, Buse und zu Umkehr ein. Wenn wir nur daran denken, dass immer weniger junge Menschen einen geistlichen Beruf ergreifen, dass immer weniger Menschen regelmäßig die Hl. Messe mitfeiern, dass es immer mehr Scheidungen gibt, dass es immer mehr Abtreibungen gibt. Sollte uns das nicht zum denken geben? Kehren auch wir um und beginnen wir mehr zu beten!

Gebet:

Herr, wir sind wie versteinert, wir stehen teilnahmslos da und klagen. Es fehlt uns der Mut zum Handeln. Jesus hat die weinenden Frauen aufgefordert, ihm nachzufolgen, um schlimmes Unheil von der Welt abzuwenden und Leben und Hoffnung sichtbar zu machen. Hilf, dass auch wir Jesus nachfolgen können und verwandle unser Mitleid in Taten.


9-Station

9.Station

Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und preisen dich,

A: denn durch dein Heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

V: Wenige Schritte vor dem Kalvarienberg seinem Ziel, kann sich Jesus, am Ende seiner Kräfte, kaum mehr auf den Beinen halten. Er fällt zum dritten Mal, seine Wunden reißen noch tiefer auf. Jesus aber klagt nicht. Er deutet diesen Leidensweg als Geschenk an Gott und seine Brüder und Schwestern. Bei diesem Sturz fühlt sich Jesus mehr als je zuvor vernichtet. Sein Leben lang hat er nur Gutes und allen Menschen guten Willens hat er das Angebot des Reiches Gottes gemacht. Ein Reich der Gerechtigkeit, ein Reich der Brüderlichkeit. Ein Reich der Sündenvergebung. Vergeblich wartet er auf Antwort. Nun liegt er da, sein Körper fast zerstört, er kann sich fast nicht mehr aufrichten. Jesus vertraut jedoch ganz auf Gott.

L: Diese Station, dieser dritte Fall Jesu will uns zeigen, dass wir immer durchhalten sollen, auch wenn alles hoffnungslos erscheint. Wir sollen uns gegenseitig Mut machen, auch wenn es so aussieht als wäre alles verloren. Obwohl unsere Vernunft dagegen spricht, müssen auch wir immer wieder aufstehen. Vielleicht müssen wir noch oft fallen, vielleicht müssen auch wir einmal ganz am Boden liegen, damit wir erkennen, dass es immer einen gibt der uns auffängt, der uns trägt. Gott selber trägt uns, egal ob wir stehen gehen oder liegen, er trägt uns mit all unserer Last.

Gebet:

 Herr, wir werden leicht mutlos, wenn unsere Kräfte nachlassen. Unser Mut verlässt uns, wenn wir denken, dass wir von dir und den Mitmensch überfordert werden, oder wenn uns das Schicksal schwere Schläge versetzt. Es ist schwer sich in solchen Stunden seiner Berufung zu erinnern und auf fremde Hilfe zu bauen. Im Vertrauen aber, dass du niemand im Stich lässt der sich dir anvertraut und um Hilfe anruft, dürfen auch wir in solchen Stunden mit deinem Beistand rechnen.


10-Station

10.Station

Jesus wird seiner Kleider beraubt

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und preisen dich,

A: denn durch dein Heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

V: Jesu ist am Kalvarienberg angekommen. Die Soldaten ergreifen Jesus und mit Gewalt reißen sie ihm die Kleider, die an den unzähligen Wunden kleben, vom Leib. Diese Tat ist für Jesus die traurigste Erniedrigung. Jesu wird vor der ganzen ehrfurchtslosen Menge entblößt. Diese Beleidigungen treffen jetzt nicht mehr den Körper. Sie treffen das Innerste – die Seele – dort wo der Sinn für das Heilige und die Ehrfurcht wohnt. Jesus muss alles hergeben, er darf nichts mehr behalten. Er gibt alles hin, auch das Verborgenste, damit er uns alle erlösen kann.

L: Menschen haben alle nur erdenkliche Arten ersonnen, wie man Anderen Leid zufügen kann. Auch in unserer Zeit gibt es immer noch die physische Folter, den psychischen Terror, die Zerstörung der Persönlichkeit. Menschenrechte werden so oft mit Füssen getreten. In all diesen Geschmähten aber wird auch Christus geschmäht, der bis ans Ende der Zeiten mit den Menschen leidet. Nichts aber, bereitet den Menschen größeres Leid, als die Verletzung seiner moralischen Würde. Wenn wir bei dieser Station wieder ein wenig an uns selber denken, werden wir bemerken, dass auch wir manchmal unsere Nächsten bloßstellen. Auch wir können mit unseren Worten vernichten. Wir sollten uns auch manchmal fragen wie es um die Treue zu unserer Berufung steht. Wären wir bereit, für unseren Glauben alles herzugeben? Oder wären wir bereit, für das Heil unserer Mitmenschen unsere Sicherheit und Geborgenheit aufzugeben?

Gebet:

Herr, unser Herz hängt an so vielen Dingen, die für unser zeitiges und ewiges Wohl gar nicht wichtig sind. Wir folgen deinem Ruf oft nur mit halben Herzen, da wir unsere eigenen Sicherheiten nicht aufgeben wollen. Unser Vertrauen zu dir ist noch sehr schwach, vor allem, wenn sich unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche melden. Gib uns mehr Vertrauen in deine Vorsehung, dass wir von dir alles erhalten werden, was wir für die Erfüllung deines Auftrages benötigen.


11-Station

11.Station

Jesus wird ans Kreuz genagelt

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und preisen dich,

A: denn durch dein Heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

V: Die Hände Jesu werden am Querbalken angenagelt. Die großen Nägel durchbohren die Handwurzeln. Dann wir Jesus mit dem Querbalken am eingerammten Kreuzespfahl hochgezogen und die Füße angenagelt. Nun hängt der gekreuzigte zwischen Himmel und Erde. Um den Preis schrecklicher Schmerzen versucht er sich auf den Füßen abzustützen um atmen zu können. Trotz aller Schmerzen und trotz allen Spottes betet Jesus für sein Peiniger: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun. Jesus erhört auch die Bitte des Räubers neben ihm: Noch heute wirst du mit mir im Paradies sein. Und er sorgt sich um das Wohl seiner Mutter und vertraut sie seinem geliebten Jünger Johannes an: Sohn, siehe deine Mutter – Mutter siehe dein Sohn.

L: Die Ermordung Jesu ist die größte Sünde, die jemals begangen wurde, sie widersetzt sich ganz dem Willen Gottes. Gott will nicht den Tod, sondern das Leben in Fülle. Auch wenn Menschen das Reich Gottes ablehnen und Jesus, der es verkündigt und verwirklicht hat verfolgen, verurteilen und kreuzigen, wird Gott nicht aufhören uns zu lieben. So wird das Kreuzeszeichen nun ganz das Zeichen Jesu, das Zeichen seiner Liebe bis zum letzten, das Zeichen aller wahren Liebe. Diese Liebe hat die Kraft alle Gegensätze zu vereinen, und wäre sie auch noch so weit entfernt. Wenn wir entzweit sind - uneins mit Anderen, mit der Welt, mit Gott, ja uneins mit uns selbst – so kann uns nur das Kreuz Jesu verbinden.

Gebet:

Herr, wir Christen sind berufen, das von deinem Sohn Jesus Christus begonnene Werk fortzusetzen und allen Menschen die Botschaft der Erlösung zu verkünden. Wir aber tun zu wenig, diese Nachricht an alle Menschen und an die zukünftigen Generationen weiterzugeben. Hilf uns, dass wir diese uns geschenkte Glaubensfreiheit nützen und lass uns deine Worte und Taten überall bekannt machen.


12-Station

12.Station

Jesus stirbt am Kreuz

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und preisen dich,

A: denn durch dein Heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

V: Allmählich lässt die Spannkraft nach, der Körper färbt sich bläulich und das atmen wird immer schwerer, bis endlich der Erstickungstod eintritt. Drei Stunden dauert dieser entsetzliche Todeskampf. Ist es da verwunderlich, dass Jesus in diesen schrecklichen Stunden ruft? Mein Gott, mein Gott warum hast du mich verlassen? Dieses Gefühl der Gottverlassenheit war wohl das furchtbarste am Sterben Jesu. Doch nicht dieses Gefühl, nicht diese Worte waren das letzte im Leben Jesu. Jesus beschließt sein Leben mit dem vertrauensvollen Gebet: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Ein wunderbares Zeichen! Trotz all des Furchtbaren, welches Jesus durchleiden musste, wusste er immer: Gott ist ein treuer Vater, in seinen Händen, in seiner Vatergüte bin ich und ist meine Seele geborgen.

L: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist, betet Jesus am Kreuz.
Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist, können auch wir immer beten und dieses Gebet sollten wir nicht auf unsere letzten Lebensminuten verschieben, denn Vertrauen und Zutrauen zum Vater, dem auch Jesus vertraute, ist immer und überall möglich. Jesus verschafft uns diesen Zugang. Diesen Zugang zu bezeugen, ist die Aufgabe von uns Christen. Wir sollen nicht trauern über den Tod Jesu, sondern wir müssen uns freuen über diesen Weg der auch uns zu Gott führt. Der Weg Jesu wird auch unser Weg sein.

Gebet:

Herr, dein Sohn ist für uns gestorben, um uns den Weg zu dir zu zeigen. Er ist uns Zeichen totaler Hingabe und Zeichen deiner Treue zu uns. Wir denken so oft nur an unser eigenes Wohl und an unser eigenes Ansehen. Jesus aber starb, um andere reich zu machen. Vater hilf uns, dass wir deinem Sohn ähnlich werden.


13-Station

13.Station

Jesus wird vom Kreuz abgenommen

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und preisen dich,

A: denn durch dein Heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

V: Jesus hängt leblos am Kreuz, er ist tot. Ein Soldat kommt und durchbohrt ihm mit der Lanze die Seite und das Herz. Zwei Jünger, Josef von Arimatäa und Nikodemus nehmen den Leichnam Jesu vom Kreuz. Sie salben ihn und umwickeln ihn mit Leinenbinden. Sie legen Jesus in den Schoß seiner Mutter. Jesus liegt leblos in ihren Armen. Wir wissen nicht, was Maria in dieser Stunde wirklich empfunden hat. Wir wissen auch nicht ob Maria die wirkliche Sendung Jesu verstanden hat. Wir wissen aber, dass Maria offen war für den Willen Gottes. Jesu Mutter nahm den Willen Gottes mit einem offenen Herzen an und wirkte so am Heilswerk der Erlösung mit.

L: Maria hörte auch in diesem Augenblick tiefster und unsagbarer Schmerzen nicht auf, anzunehmen und zu empfangen. Ein großartiges Zeichen für uns. Denn, nur wer alles annehmen und empfangen kann – zwar nicht frei von Leid und Schmerzen – wird Gott spüren können und Gott selber wird ihn befreien von all seinen Sorgen. Annehmen heißt nicht resignieren und Empfangen ist nicht tatenlose Schwäche – im Gegenteil. Am stärksten sind wir dann, wenn wir Gott ganz ergeben sind, dann erst kann seine Kraft in unserer Schwachheit wirken.

Gebet:

Herr, wir Menschen könnten so vieles schaffen, was uns der Tod nicht nehmen kann. Wir aber schätzen diesen Reichtum viel zu wenig. Wir bauen nur auf unser eigenes Können und auf unsere eigene Kraft. Die Liebe Gottes und die Liebe der Mitmenschen aber wollen wir nicht annehmen. Das Beispiel Marias möge uns zeigen, dass auch wir durch Offenheit schon jetzt am Heilswerk deines Sohnes mithelfen können, und dass wir so die Liebe leben können, die uns der Tod nicht nehmen kann.


14-Station

14.Station

Jesus wird in das Grab gelegt

V: Wir beten dich an, Herr Jesus Christus und preisen dich,

A: denn durch dein Heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.

V: Das geheimnisvolle Wort: Wenn das Weizenkorn in die Erde fällt und stirbt, bringt es reiche Frucht, bewahrheitet sich jetzt. Jesu heiliger Leib wird in die Erde gesenkt, aus der er genommen ist. Jesu Leib ist tot, doch sein Leben ruht in Gott. Drei Tage und drei Nächte wird er im Herzen der Erde verbringen. So beten wir auch im Glaubensbekenntnis - gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes. In dieses Reich des Todes hinabsteigen bedeutet: Mit seinem Sterben teilte Christus die Einsamkeit des Todes mit uns allen, das Gefühl vom Leben, von den Menschen, von der Welt, ja von allen Worten der Liebe und des Trostes verlassen zu sein. Wir alle fürchten ja diesen Tod, weil wir vor seiner Leere fliehen wollen. Doch Jesus ist für uns gestorben, damit er uns diese Angst nimmt. Er sagt es uns doch: Fürchtet euch nicht, denn ich habe die Schlüssel des Todes, ich habe den Tod besiegt und ich öffne euch die Tür. In das Reich des Todes hinabsteigen bedeute für Jesus, alle Menschen zu erlösen und zu befreien, denn niemand ist außerhalb der Reichweite seines erlösenden Handelns. Weder die, die vor ihm lebten, noch wir die wir ihm folgen. Wir sind nur nach dem Kalender und der Zeitrechnung weit von ihm entfernt, nicht aber was die Liebe, den Glauben und die Hoffnung anbelangt. Alle, die diese Tugenden lebten oder leben oder leben werden, begegnet Jesus, denn wir sind nach dem Willen Gottes wie durch eine Nabelschnur mit Christus verbunden.

L: Der Sinn des Todes wird vom Sinn des Lebens bestimmt und Leben ist viel mehr als nicht sterben. So haben wir alle einen Sendungsauftrag zu erfüllen, wir müssen uns engagieren und müssen einen Sinn erarbeiten der Ewigkeit erlangt. Leider gewährt uns die Zeit selten den angemessenen Raum zur vollen Verwirklichung. Dennoch sind wir schon jetzt und heute dazu aufgerufen, Zeugen der Liebe Gottes zu sein und wir sollten auf keinen Fall mit der Verwirklichung warten. Im Plan unseres Schöpfers war vorgesehen Leben für das Leben und nicht für den Tod zu schaffen. So wollen wir also den Tod nicht als das Ende, welches es zu beklagen, sondern das Ziel das es zu erstreben gilt, sehen. Dieses Leben wird bei all denen zur vollen Blüte gelangen, die das Leben auf dieser Erde gefördert haben sein Recht vereidigt und seine Würde in Schutz genommen haben.

Gebet:

Herr, du hast uns die Tür zu unserer letzten Berufung geöffnet. Wir wissen um unsere ewige Bestimmung und das glückliche Ende, welches für uns ein Neubeginn sein wird. Lass uns daher nicht mutlos und als traurige Christen dahinleben, sondern mache uns zu lebendigen Zeugen der Auferstehung deines Sohnes.

Lied:

Heiland, meine Missetaten haben dich verkauft, verraten,
dich gegeißelt und gekrönt, an dem Kreuze dich verhöhnt.
Ach, es reut mich von Herzen, lass, mein Heiland, deine Schmerzen,
deine Mittlertodes Pein nicht an mir verloren sein.

Schlussgebet:

Herr, du bist uns in deiner Liebe unsagbar näher gekommen. Du kennst uns Menschen und unsere Not. Du kennst die Macht des Bösen und unser Leid. Herr, du kennst uns, du siehst unser Wollen und du kennst die Bedrängnisse unserer Seelen. Du hast unser Schicksal geteilt und aus reiner Liebe unsere Lieblosigkeit auf dich genommen. Dein Tod und deine Auferstehung, oh Herr, sollen uns prägen. Amen 




Gedanken zum Kreuzweg von Diakon Franz Schuh

Bilder der Kreuzwegstationen gemalt von Kurt N.


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