spuren

 

 

 

 

 

Gebete von Heiligen

 

 

 

 

 

Gebet der Hl. Hildegard von Bingen (1098-1179)


Hymnus zu Ehren des Heiligen Geistes


Feuergeist! Preis Dir!
Du wirkest auf Pauken und Harfen.
Der Menschen Geist entbrennt von Dir, der Menschen Gezelte tragen ihre Kräfte.
Davon steigt der Wille empor und verleiht der Seele Geschmack;
ihre Leuchte ist das Sehnen.
Mit süßem Tone ruft Dich der Geist an und bereitet Dir gar vernünftig eine Stätte, die er in goldenen Werken mühevoll aufbaut.
Du aber führst immer ein Schwert, das abzuschneiden, was der schadenbringende Apfel in schwarzem Morde hervorbringt.
Wenn der Nebel den Willen und die Strebungen bedeckt, in denen die Seele fliegt und sich allum bewegt.
Aber der Geist ist die Bindung des Willens und des Sehnens.
Reckt sich aber der Geist also empor, daß er des Bösen Pupille zu sehen sucht und zum Kinnbacken des Bösen hinstrebt, dann verbrennst du - wenn Du nur willst - ihn schnell im Feuer.
Neigt sich die Vernunft durch üble Werke zum Bösen, dann zerpresst und zerreibst Du sie, wenn es Dir beliebt, und führst sie durch Ergießung von Erlebnissen zurück.
Zieht jedoch das Böse sein Schwert wider Dich, dann wendest Du es gegen dessen Herz zurück, wie Du beim ersten gefallenen Engel getan, wo Du den Turm seines Stolzes in die Tiefe hinabschmetterst.
Aufgerichtet hast Du einen anderen Turm unter den Zöllnern und öffentlichen Sündern, die Dir ihre Sünden und Werke bekennen.
Darum preist Dich jegliche Kreatur, die von Dir lebt, weil Du die köstlichste Salbe bist für alle Brüche und eiternden Wunden, die Du in die kostbarsten Perlen verwandelst.
Und nun würdige Dich, uns alle bei Dir zu versammeln und auf den rechten Weg zu führen. Amen.

 

Weihe an den heiligen Geist

Geliebter Heiliger Geist, ich gebe mich Dir hin. Verwandle mich in ein Kind des Lichtes. Schenk mir die Fülle Deiner Gaben. Reinige den Garten meiner Seele vom Unkraut meiner Sünden, damit der Baum meines Lebens Früchte tragen kann. Mach aus meinem Herzen einen Tempel der Reinheit, einen Ort der Heiligkeit, in dem ich Seelen an Maria und Jesus weihen darf. Möge Ihr Pfingstfeuer all dasjenige verbrennen, was in mir tot ist. Wecke in meiner Seele das ewige Leben, das sie bei ihrer Schöpfung erhalten hat, jedoch unter der Finsternis der Welt schlummert. Befreie mich aus jeglicher weltlichen Verwirrung. Öffne mir die Augen für den Plan, zu dem Gott mich bestimmt hat. Ergieße die unvergängliche Liebe in mein Herz, damit mir nur das Geben Freude bereiten kann und ich durch die völlige Hingabe meines ganzen Wesens zu der Fülle des Reichtums gelangen kann. Tränke mich an dem Ozean Deiner Gnaden, damit auch die Quelle meiner Großzügigkeit nie versiegen möge und ich sein möge wie der Mond, der Gottes Licht an die Welt weiterleitet. Heiliger Geist, ich gehöre Dir mit meinem ganzen Wesen. Bestrahle meinen Geist mit der Göttlichen Weisheit. Erleuchte Tag für Tag den Weg meines Lebens mit dem Göttlichen Feuer, damit ich immer Gottes Wege finden möge, meine Augen Deine himmlische Braut Maria schauen können und ich Ihre Führung begreifen kann. O Heiliger Geist, gewähre mir die Kenntnisse der ewigen Wahrheit. Lass meine Augen dasjenige schauen, was wirklicht ist.

 

Gebet des Hl. Ambrosius (333-397)

Gott, dessen Wort die Welt erschuf und dessen Wille sie erhält:
du hüllst den Tag in holdes Licht, in gnäd´gen Schlaf die dunkel Nacht.
Dich träume unser tiefstes Herz, wenn uns die Ruhe nun umfängt.
Der Schlaf erquicke unsern Leib und rüste ihn mit neuer Kraft.
Dir sei der Lobpreis dargebracht, Gott Vater, Sohn und Heil'ger Geist.
Dreiein´ge macht, die alles lenkt, behüte, die auf dich vertrau´n.
Amen.

Herr, wenn wir fallen, sieh uns an und heile uns durch deinen Blick.
Dein Blick löscht Fehl und Sünde aus, in Tränen löscht sich unsre Schuld.
Du Licht, durchdringe unsern Geist, von unsren Herzen scheuch den Schlaf,
dir sei das erste Wort geweiht, dich preise unser Morgenlob.
Amen.

 

Gebete der Hl. Therese vom Lisieux (vom Kinde Jesu) (1873-1897)

Nichts kann mich erschrecken, mein Jesus, weder Regen noch Wind.
Und wenn die dunklen Wolken niedersinken, um Dich vor meinem Blick zu verbergen, werde ich mich nicht fürchten und weggehen.
Ich weiß, dass über den Wolken die Sonne Deiner Liebe für immer scheint und ihre Pracht keinen einzigen Augenblick ausgelöscht werden kann.

Wir leben in einem Jahrhundert der Erfindungen.
Man braucht nicht mehr die Treppen hinaufzusteigen, denn in den Häusern der Reichen sind sie bequem durch einen Lift ersetzt.
Auch ich will einen Lift finden, der mich zu Dir, Jesus, empor tragen kann.
Denn ich bin zu klein, um die steilen Treppen der Vollkommenheit hinaufzusteigen.
Der Lift, der mich zum Himmel hinauftragen soll, sind Deine Arme, mein Jesus.

In deinem bitteren Leiden wurdest du, lieber Jesus der Spott der Menschen, der Mann der Schmerzen. 
Ich verehre dein göttliches Antlitz. 
Einst strahlte daraus göttliche Schönheit und Anmut, jetzt gleicht es dem Antlitz eines Aussätzigen. 

Doch auch in den entstellten Zügen erkenne ich deine unendliche Liebe. 
Sehnlichst verlange ich danach, dich zu lieben und mitzuwirken, daß alle Menschen dich lieben. 
Die Tränen, die so reichlich deinen Augen entströmten, sind mir wie kostbare Perlen. 
Liebevoll möchte ich sie sammeln, um mit ihrem unendlichen Werte die Seelen der armen Sünder loszukaufen. 
Jesus, dein anbetungswürdiges Antlitz zieht mich an. 

Ich bitte dich: 
Präge meinem Herzen das Bild deiner Gottheit ein und schenke mir eine glühende Liebe zu dir, 
damit ich einst dein Antlitz in seiner Verklärung schauen darf im Himmel. 
Amen. 

 

O Jesus, der Du in Deinem grausamen Leiden "der Leute Spott" und "der Mann der Schmerzen" wurdest, 
ich verehre Dein göttliches Antlitz, 
auf dem die Schönheit und die Milde der Gottheit erglänzen, und das jetzt für mich das Antlitz eines "Aussätzigen" (Is 53,4) geworden ist. 
Unter diesen Zügen jedoch erkenne ich Deine unendliche Liebe, 
und ich brenne vor Verlangen, Dich zu lieben und dazu beizutragen, daß Du von allen Menschen geliebt wirst. 
Die Tränen, die Deinen Augen so überreich entströmten, erscheinen mir wie kostbare Perlen, 
die ich sammeln will, um mit ihrem unendlichen Wert die Seelen der armen Sünder zu erkaufen. 
O Jesus, dessen Antlitz die einzige Schönheit ist, die mein Herz entzückt, ich will gerne hienieden auf die Süßigkeit Deines Blickes, auf den unaussprechlichen Kuß Deines Mundes verzichten, 
aber ich flehe zu Dir: 
Drücke Dein göttliches Bild in mein Herz ein und entflamme mich mit Deiner Liebe, damit ich mich schnell verzehre 
und schon bald dahin gelange, Dein glorreiches Antlitz im Himmel zu schauen. 
Amen.

 

Gebet für die Priester:
Herr Jesus Christus, ewige Hoherpriester,
bewahre deine Priester im Schutze des heiligen Herzens, wo ihnen niemand schaden kann;
bewahre rein und unirdisch ihr Herz, das gesiegelt ist mit dem erhabenen Zeichen deines glorreichen Priestertums;
laß sie wachsen in der Liebe und Treue zu dir und schütze sie vor der Ansteckung der Welt;
gib ihnen mit der Wandlungskraft über Brot und Wein auch die Wandlungskraft über die Herzen;
segne ihre Arbeit mit reichlicher Frucht und schenke ihnen dereinst die Krone des ewigen Lebens.

Mach mich stes vollkommender!

Um jeden Augenblick  in vollkommender Liebe zu leben, Weihe ich mich als Schlachtopfer Deiner erbarmungsvollen Liebe. Ich bitte Dich, mach mich stets vollkommender, laß die Ströme der unendlich zärtlichen Liebe, die in Dir ruhen, in meine Seel e überfließen. Mein Gott, laß mich so zu einer Martyrin Deiner Liebe werden! Dieser Liebesschmerz möge mich würdig machen, vor Dich hinzutreten, möge schließlich meinen Tod bewirken. Dann soll meine Seele ohne Verzug sich emporschwingen in die ewigen Umarmungen Deiner erbarmungsvollen Liebe. Mit jedem Schlaf meines Herzens will ich Dir, mein Vielgeliebter, unzählige Male meine Hingabe erneuern, bis endlich die Schatten schwinden und ich Dir von Angesicht zu Angesicht meine Liebe beteuern kann ewiglich.

 

Das Gebet eines großen Gottliebenden

Mein Herr Jesus Christus! Aus Liebe zu den Menschen bist du Tag und Nacht in diesem Sakramente gegenwärtig. Du erwartest, rufst und nimmst voll Erbarmen und Liebe alle auf, die Dich hier besuchen. Ich glaube, daß Du im Sakramente des Altars gegenwärtig bist. Ich bete Dich an im Abgrunde meines Nichts; ich danke Dir für alle Gnaden, die Du mir erwiesen hast, besonders dafür, daß Du Dich selbst mir in diesem Sakramente geschenkt, daß Du mir Deine heiligste Mutter Maria als Fürsprecherin gegeben und daß Du mich gerufen hast, Dich in dieser Kirche zu besuchen.
So grüße ich denn heute Dein liebevolles Herz. In dreifacher Absicht möchte ich es tun: Erstens will ich Dir Dank sagen für dieses große Gnadengeschenk; zweitens will ich alle Unbilden wieder gutmachen, die Dir von Deinen Feinden in diesem Sakramente zugefügt werden; drittens will ich durch diesen Besuch Dich an all den Orten der Erde anbeten, wo Du in diesem heiligen Sakramente wenig verehrt wirst und ganz verlassen bist.
Mein Jesus, ich liebe Dich aus ganzem Herzen. Es schmerzt mich, daß ich Deine unendliche Güte bisher so oft beleidigt habe. Mit Deiner Gnade nehme ich mir vor, Dich in Zukunft nie mehr zu beleidigen. Für jetzt aber schenke ich mich Dir ganz, so elend ich auch bin. Ich entsage meinem Eigenwillen, meinen Neigungen, meinen Wünschen, allem, was mein ist, und übergebe es Dir. Verfüge von heute an über mich und alles, was mir gehört, so wie es Dir gefällt! Ich suche und verlange nichts andres als Deine heilige Liebe, die Beharrlichkeit bis ans Ende und die vollkommene Erfüllung Deine: Willens.
Ich empfehle Dir die Seelen im Fegfeuer, besonders die, die das heiligste Sakrament und Maria, die seligste Jungfrau, am innigsten verehrt haben. Ich empfehle Dir auch alle armen Sünder. Endlich, mein geliebter Heiland, vereinige ich alle meine Gebete mit den Gebeten Deines liebevollen Herzens und so vereinigt opfere ich sie Deinem ewigen Vater auf und bitte ihn in Deinem Namen, er möge sie aus Liebe zu Dir annehmen und erhören.
(Hl. Alfons Maria di Liguori )



Kardinal John Henry Newman

In deine Hände lege ich mein Heil

Heilige Maria, du makellose Jungfrau, meine Mutter! Du bist die Mutter meines Herrn, die Königin der Welt, die Fürsprecherin, Hoffnung und Zuflucht der Sünder. Zu dir komme ich heute, ich der armseligste von allen. Ich verehre dich, große Königin; ich danke dir für alle Gnaden, die du mir bisher erwiesen, vor allem dafür, daß du mich vor der Hölle bewahrt hast, die ich sooft schon verdient, Ich liebe dich, liebenswürdigste Herrin. Weil ich dich liebe, darum will ich dir auch stets dienen und will alles tun, was in meinen Kräften steht, daß du auch von den anderen geliebt wirst. Auf dich setze ich mein ganzes Vertrauen. In deine Hände lege ich mein Heil. Nimm mich an als deinen Diener, birg mich unter deinen Schutzmantel, du Mutter der Barmherzigkeit! Du bist so mächtig bei Gott. So bewahre mich denn vor jeder Versuchung oder erlange mir wenigstens die Kraft, sie bis an mein Ende jederzeit zu überwinden! Du mußt mir eine wahre Liebe zu Jesus Christus erwirken, durch dich hoffe ich einst selig zu sterben. Gute Mutter! Um der Liebe willen, die zu Gott trägst, bitte ich dich, stehe mir allzeit hilfreich bei, besonders im letzten Augenblick meines Lebens! Verlaß mich nicht, bis du mich selig im Himmel siehst! Dort werde ich dich preisen und deine Erbarmungen besingen die ganze Ewigkeit. So hoffe ich, SO sei es! (Hl. Alfons M. v. Ligouri)

 

O Herr, ich gebe mich ganz in Deine Hände. Mache mit mir was Du willst. Du hast mich für Dich geschaffen. Ich will nicht mehr an mich selber denken. Ich will Dir folgen.Was willst Du, daß ich tun soll ? Geh Deinen Weg mit mir. Was Du auch forderst, ich will es tun. Ich opfere Dir die Wünsche, die Vergnügungen, die Schwächen, die Pläne, die Meinungen, dich mich von Dir fernhalten und mich aufmich selbst zurückwerfen. Mache mit mir, was Du willst. Ich feilsche um nichts. Ich suche nicht im voraus zu erkunden, was Du mit mir vorhast. Ich will das sein, wozu Du mich haben willst; ich will all das, wozu Du mich machen willst. Ich sage nicht: ich will Dir folgen, wohin Du gehst; denn ich bin schwach. Aber ich gebe mich Dir, daß Du mich führst, gleich, wohin. Ich will Dir im Dunkel folgen und bitte nur um Kraft für meinen Tag.

O Gott, Du bist so wundervoll bei mir gewesen alle Tage meines Lebens. Du wirst mich auch ferner nicht verlassen. Ich weiß es, obschon ich keine Rechte vor Dir habe. Laß mich meinen Weg nicht gehen, ohne an Dich zu denken. Laß mich alles vor Dein Angesicht tragen, um Dein Ja zu erfragen bei jedem Wollen und Deinen Segen für jedes Tun. Wie die Sonnenuhr von der Sonne, so will ich allein bestimmt sein von Dir. So sei es, mein Jesus Christus. Ich gebe mich dir ganz.

John Henry Newman

In Deinen Armen bin ich sicher

Mein Herr und Heiland, in Deinen Armen bin ich sicher. Wenn Du mich hältst, habe ich nichts zu fürchten: wenn Du mich aufgibst, habe ich nichts zu hoffen. Ich weiß nicht, was vor meinem Tod über mich kommen wird; ich kenne die Zukunft nicht, aber ich vertraue auf Dich. Ich bitte Dich, mir zu geben, was gut ist für mich und mir das zu nehmen, was mein Heil gefährdet. Ich bitte Dich weder um Reichtum noch um Armut, sondern stelle alles Dir anheim, denn Du weißt alles und ich nichts. Wenn Du mir Schmerzen und Kummer schickst, schenke mir die Gnade, sie recht zu tragen, bewahre mich vor Mißmut und Selbstsucht! Wenn Du mir Gesundheit, Kraft und Erfolg gibst in dieser Welt, so halte mich immer auf der Hut, daß diese großen Güter mich nicht von Dir trennen! Du mein Herr, der am Kreuze für mich Sünder starb, gib, daß ich Dich erkenne, an Dich glaube, Dich liebe und Dir diene: daß ich stets Deine Ehre suche, für Dich und in Dir lebe: daß ich dem Nächsten ein gutes Beispiel gebe! Und laß mich sterben zu der Zeit und auf die Weise, die Dir zur Verherrlichung und mir zum Heile gereicht!(Kardinal Newman)

Bleibe bei mir!
(von Kardinal Newman)
Mein Gott, mein Erlöser, bleibe bei mir! Fern von Dir müßte ich welken und verdorren. Zeigst Du Dich mir wieder, blühe ich auf in neuem Leben. Wie kann ich Dich aber halten? Nein, nur bitten kann ich: Herr, bleibe bei mir, denn es will Abend werden! Bleibe bei mir, bis einst der Tod mich herausrührt aus diesem finstern Erdental! Ja, Jesus, bleibe D ei mir für immer! Sinkt meine Natur entkräftet zusammen, dann laß Deine Gnaden um so reichlicher fließen! Du bist das Licht, das nie verlöscht, die Flamme, die immer lodert — bleibe, und vom Glanz dieses Lichtes beschienen, werde ich selbst Licht, anderen zu leuchten. Aber dieses Licht stammt ganz von Dir, kein Strahl von mir. Ich bin nur wie das Glas, durch das Du den anderen scheinst. Erleuchte sie mit Deinem Lichte, gleichwie Du mich erleuchten mögest! Laß mich zu Deinem Ruhm Deine Wahrheit und Deinen Willen verkünden, Herr! Nicht durch tönendes Wortgepränge, sondern durch die 5tille Kraft der tätigen Liebe auf meinem Lebenswege — gleich Deinen Heiligen, durch meines Herzens aufrichtige Liebe, die ich Dir schenke! Amen.

 

Gebete des katholischen Theologen

 Romano Guardini (1885-1968)

Die einfachen Dinge sind die größten - und darum auch am schwersten zu bewältigen! Was sind die einfachen Dinge? Leben, ohne zu zweifeln. Lieben, immer wieder lieben, auch wenn diese Liebe nicht erwidert wird. Anfangen, stets von neuem anfangen, auch im Alter sich nicht zu schämen, abermals zu beginnen. Die Dinge sehen wie sie sind. Ohne Vorurteile, ohne Spott, ohne Haß. Sie sehen wie sie sind heißt doch unter anderem auch, sie annehmen, sie lieben lernen. Herr, mit dem Alter wächst das Verständnis für die einfachen Dinge. Mit dem Altwerden sollte auch unsere Einsicht wachsen, daß die einfachen Dinge die wahrhaft wichtigen sind; daß einfache Menschen große Menschen sind; daß alles Große sich im Kleinen und Einfachen einfangen läßt. `Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder ...´, sagte Dein Sohn zu seinen Landsleuten. Wenn wir nicht werden wie die Kinder kindlich einfach, kindlich gläubig, kindlich wahr, warten wir vergebens auf den Anbruch Deines Reiches.

Du bist groß, o Herr, und Deiner Herrlichkeit ist kein Maß. Alles bist Du. Alles vermagst Du. Unendlichen Lebens voll, bedarfst Du keines Dings, sondern ruhest in ewiger Freiheit. Deine Macht ist aber nicht nur Kraft, sondern Wahrheit und Gerechtigkeit. Deine Herrlichkeit ist nicht nur Gewalt, sondern Reinheit und Güte. Und Dein Sein ist nicht nur Wirklichkeit, sondern heiliger Sinn. Du bist so viel wahr, als Du seiend bist; (Du bist) so viel gerecht, als Du mächtig bist; (Du bist) so viel gütig, als Du stark bist; und Deine Wirklichkeit, o Herr, vor der die unsere verweht, ist mit Deiner Heiligkeit ganz eins, o ewiges Licht. So bist Du, "der Herr, Gott, der Allherrscher, der da ist und der da war", und "würdig, den Lobpreis zu empfangen und die Ehre und die Macht". Lehre mich, das Geheimnis Deiner Hoheit zu erkennen. Laß mich inne werden, daß im Neigen vor Dir mein Wesen sich erfüllt. So viel mir das aufgeht, bin ich in der Wahrheit. So viel ich das tue, bin ich heil. In Deiner Anbetung, ewiger Gott, bin ich geborgen; und mein Leben verliert sich in Trug und Verwirrung, wenn ich das vergesse. Schenke uns, o Herr, die Freude an Deiner Herrlichkeit. Wenn wir sie haben, sind wir reich. "Wir loben Dich, wir preisen Dich, wir beten Dich an, wir sagen Dir Dank ob Deiner großen Herrlichkeit" - so lehrt uns die Kirche zu sprechen: gib uns die Gnade, es in der Freude des Herzens zu tun. Amen.

 

Immerfort empfange ich mich aus Deiner Hand. So ist es und so soll es sein. Das ist meine Wahrheit und meine Freude. Immerfort blickt Dein Auge mich an, und ich lebe aus Deinem Blick, Du mein Schöpfer und mein Heil. Lehre mich in der Stille Deiner Gegenwart, das Geheimnis zu verstehen, das ich bin. Und das ich bin durch Dich und vor Dir und für dich. (aus dem Schriftlesungskalender "365mal Gottes Wort" 1991, Frankfurt, Verlag der action 365, 1991)

 

In unserem dahingehenden Leben, o Herr, ahnen wir Deine stille Ewigkeit.
Die Dinge beginnen, und haben ihre Zeit, und enden. Im Anfang des Tages fühlen wir voraus, wie er im Abend sinken wird. In jedem Glück mahnt schon das kommende Leid. Wir bauen unser Haus und schaffen unser Werk und wissen, daß es zerfallen muß. Du aber, o Herr, lebst, und keine Vergänglichkeit rührt an Dich. Du, Jesus Christus, bist zu uns gekommen und hast uns Kunde gebracht von dem, was kein Auge gesehen hat, und kein Ohr vernommen, und was in keines Menschen Herz gedrungen ist. Wenn die Zeit vollendet ist, soll dort auch meine Heimat sein. Mache mich dessen gewiß. Laß das Verlangen dorthin in meinem Herzen nie sterben, damit ich im Wandel des Lebens dessen inne bleibe, was allem Leben erst Maß und Sinn gibt. Lass mein Gemüt vom Hauch Deiner Ewigkeit berührt sein, damit ich das Werk der Zeit tue und es einst hinübertragen dürfe in Dein ewiges Reich.

Herr, lehre uns beten.
Jesus Christus, einst sind deine Jünger zu dir gekommen und haben verlangt: "Herr, lehre uns beten." Lehre mich einsehen, daß ohne Gebet mein Inneres verkümmert und mein Leben Halt und Kraft verliert. Nimm das Gerede von Erlebnis und Bedürfnis weg, hinter welchem sich Trägheit und Auflehnung verbirgt. Gib mir Ernst und festen Entschluß, und hilf mir, durch Überwindung zu lernen, was zum Heil nottut. Führe mich aber auch in deine heilige Gegenwart. Lehre mich zu dir sprechen im Ernst der Wahrheit und in der Innigkeit der Liebe. Bei dir steht es, mir die innere Fülle des Gebetes zu gewähren, und ich bitte dich, gib sie mir zur rechten Zeit. Zuerst aber ist das Gebet Gehorsam und Dienst: erleuchte mich, daß ich den Dienst in Treue tue.

 

Gebet des Hl. Klaus von (der) Flü(h)e (1417-1487)

(Bruder Klaus )
Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir. Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir. Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.

Pater Noster
Vater unser, ewiger Vater der Barmherzigkeit, du bleibst immer ein lieber, getreuer Vater deinen gläubigen und gehorsamen Kindern und hast dich selbst zum Diener und Helfer der armen Menschen auf dieser Erde gemacht: Laß uns von unseren Sünden bekehrt, deine gehorsamen Kinder sein! Wir bitten dich, himmlischer Vater, für alle Gläubigen: Laß sie durch deine Erkenntnis und die Heiligung ihres Lebens einen dir wohlgefälligen Wandel führen, daß wir nimmer geschieden werden von deinem Reiche, sondern dein göttlicher Name von uns und in uns geheiligt werde zu Lob und Ehren deiner Majestät. Herr Jesu Christe, wir bitten dich: Nicht um das Reich der Welt, das vergänglich und zeitlich ist, sondern wir bitten dich um das Reich,

    • das immerfort währet,
    • darin kein Mangel und kein Gebrechen sein kann und
    • wo die lieben Engel dich schauen und loben von Angesicht zu Angesicht.

Dein göttlicher Wille, der allzeit heilig und heilsam ist, werde vollkommen an uns vollbracht, in Reichtum wie auch in Armut, in Trübsal wie in Wohlfahrt, im Leben wie auch im Sterben. Getreuer Herr Jesu Christe, wir bitten dich auch: Daß du uns gnädig erhaltest und uns dich selbst zur geistlichen Speise gebest, daß wir mit dir vereinigt bleiben.
Vergib uns unsere Schuld! Nachdem wir allen vergeben, die uns auf Erden Leid und Unrecht getan, wollest auch du uns alles vergeben, was wir gesündigt haben wider deinen göttlichen Willen und unseren Nächsten. Und weil wir Menschen hienieden schwach sind, so behüte uns, Herr, vor allen schädlichen Anfechtungen, vor Teufels Arglist, Fleisches Begierden und der Welt Falschheit und Trug. Und erlöse, Herr Gott, mich selbst und alle Christen von dem Übel des Leibes und der Seele. Amen.

 

Gebet für die Armen Seelen

verfaßt vorn heiligen Bruder Klaus (Nikolaus von Flüe)
O heiligste Dreifaltigkeit, ein einiges
göttliches Wesen! O Herr Jesus Christus,
erbarme dich aller sündigen Menschen,
damit sie sich bekehren, und aller
christgläubigen Seelen, die in der Pein
des Fegfeuers sind, daß sie die ewige
Ruhe und Seligkeit erlangen.
Das Licht des ewigen Heiles erscheine
ihnen, o Herr, und die strengen Qualen
der Reinigung werden ihnen vermindert.
Befreie sie von allen Schulden und
Strafen, die sie in diesem Jammertal
durch ihre Sünden verschuldet haben und
jetzt abbüßen müssen. Amen.

 

Vater unser – des heiligen Bruder Klaus

Vater unser, ewiger Vater der Barmherzigkeit, Du bleibst immer ein lieber, getreuer Vater Deinen gläubigen und gehorsamen Kindern und hast Dich selbst zum Diener und Helfer der armen Menschen auf dieser Erde gemacht: Laß uns von unsren Sünden bekehrt, Deine gehorsamen Kinder sein! Wir bitten Dich, himmlischer Vater, für alle Gläubigen; laß sie durch Deine Erkenntnis und die Heiligung ihres Lebens einen Dir  wohlgefälligen Wandel führen, daß wir nimmer geschieden werden von Deinem Reiche, sondern Dein göttlicher Name von uns und in uns geheiligt werde zu Ehre Deiner Majestät. Herr Jesus Christus, wir bitten Dich nicht um das Reich der Welt, das vergänglich und zeitlich ist, sondern wir bitten Dich um das Reich, das immerfort währet, darin kein Mangel und kein Gebrechen sein kann und wo die lieben Engel Dich schauen und loben von Angesicht zu Angesicht. Dein göttlicher Wille, der allzeit heilig und heilsam ist, werde vollkommen an uns villbracht, im Reichtum wie auch in Armut, in Trübsal wie in Wohlfahrt, im Leben wie im Sterben. Getreuer Herr Jesu Christie, wir bitten Dich  auch, daß Du uns gnädig erhaltest und uns Dich selbst zur geistigen Speise gebest, daß wir mit Dir vereinigt bleiben! Vergib uns unsere Schuld! Nachdem wir allen vergeben, dieuns auf Erden Leid und Unrecht getan, wollest auch Du uns alles vergeben, was wir gesündigt haben wider Deinen göttlichen Willen und unsere Nächsten. Und weil  wir Menschen hienieden schwach sind, so behüte uns, Vater, vor allen schädlichen Anfechtungen, vor Teufels Arglist, Fleisches Begierden und der Welt Falschheit und Trug. Und erlöse, Herr Gott, mich selbst und alle Christen von dem Übel des Leibes und der Seele. Amen


Gebete der Hl. Schwester Faustine (1905-1938)

O Jesus, Ewige Wahrheit, stärke meine schwachen Kräfte. Du, Herr, vermagst alles. Ich weiß, daß meine Anstrengungen ohne Dich nichts sind. O Jesus, verberge Dich nicht vor mir, denn ich kann ohne Dich nicht leben. Erhöre das Rufen meiner Seele. Deine Barmherzigkeit, Herr, ist nicht erschöpft, so erbarme Dich über mein Elend. Deine Barmherzigkeit übersteigt den Verstand der Engel und Menschen zusammen, und obgleich es mir scheint, daß Du mich nicht hörst, habe ich mein Vertrauen ins Meer Deiner Barmherzigkeit versenkt, und ich weiß, daß mein Vertrauen nicht enttäuscht wird. Amen.

 

O Gott der Barmherzigkeit, Du unendliche Güte! Heute ruft die ganze Menschheit aus dem Abgrund ihres Elends zu Dir, zu Deinem Erbarmen. O Gott, sie ruft mit der gewaltigen Stimme ihrer Not. Guter Gott, verschmähe nicht das Gebet der Verbannten dieser Erde. O Herr, unbegreifliche Güte, Du kennst unser Elend ganz und gar und weißt, daß wir nicht imstande sind, uns aus eigener Kraft zu Dir zu erheben. Deshalb bitten wir Dich, komme uns mit Deiner Gnade zuvor und vervielfache stets Deine Barmherzigkeit in uns, damit wir Deinen heiligen Willen treu erfüllen im ganzen Leben und in der Stunde des Todes. Möge uns die Allmacht Deiner Barmherzigkeit vor den Angriffen der Feinde unserer Erlösung beschirmen, damit wir mit kindlichem Vertrauen auf Dein entgültiges Kommen warten. Dieser Tag ist allein Dir bekannt, doch wir erhoffen, daß wir alles erhalten werden, was uns Jesus versprochen hat - denn Jesus ist unser Vertrauen - dann schreiten wir durch Sein barmherziges Herz wie durch ein geöffnetes Tor in den Himmel hinein. Amen.

 

Ich möchte mich ganz in Deine Barmherzigkeit umwandeln, um so ein lebendiges Abbild von Dir zu sein, o Herr, möge diese größte Eigenschaft Gottes, seine unergründliche Barmherzigkeit, durch mein Herz und meine Seele hindurch zu meinen Nächsten gelangen.
Hilf mir, o Herr, daß meine Augen barmherzig schauen , daß ich niemals nach äußerem Anschein verdächtige und richte, sondern wahrnehme, was schön ist in den Seelen meiner Nächsten und ihnen zu Hilfe komme. Hilf mir, daß mein Gehör barmherzig wird, damit ich mich den Bedürfnissen meiner Nächsten zuneige, daß meine Ohren nicht gleichgültig bleiben für Leid und Klagen der Nächsten. Hilf mir, Herr, daß meine Zunge barmherzig wird, daß ich niemals über meinen Nächsten abfällig rede, sondern für jeden ein Wort des Trostes und der Vergebung habe. Hilf mir, Herr, daß meine Hände barmherzig und voll guter Taten sind, damit ich meinem Nächsten nur Gutes tue und schwiergere, mühevollere Arbeit auf mich nehme. Hilf mir, Herr, daß meine Füße barmherzig sind, daß sie meinen Nächsten immer zu Hilfe eilen und die eigene Mattheit und Ermüdung beherrschen. Meine wahre Rast ist im Dienst am Nächsten. Hilf mir, Herr, daß mein Herz barmherzig ist, auf daß ich alle Leiden der Nächsten empfinde, daß ich niemandem mein Herz versage, aufrichtigen Umgang auch mit denen pflege, von denen ich weiß, daß sie meine Güte mißbrauchen werden; ich selbst werde mich im barmherzigsten Herzen Jesu verschließen. Über eigene Leiden will ich schweigen. Deine Barmherzigkeit, o mein Herr, soll in mir ausruhen (...).
O mein Jesus, verwandle mich in Dich, denn Du vermagst alles. (163)

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