Augustinus

 

 

 

 

 

Gebete des Hl. Augustinus

354-430

 

 

 

 

 

Herr, du bist groß und hoch zu loben; groß ist deine Macht, deine Weisheit ist ohne Ende. Und dich zu loben wagt der Mensch, ein winziger Teil deiner Schöpfung, der Mensch, der dem Tod verfallen ist, der weiß um seine Sünden und weiß, dass du dem Hoffärtigen widerstehst; und dennoch, du selbst willst es so: wir sollen dich loben aus fröhlichem Herzen; denn du hast uns auf dich hin geschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir. Wer gibt mir, daß ich Ruhe finde in dir?
Wer gibt mir, daß du in mein Herz kommst und es trunken machst, damit ich alles Schlechte hinter mir lasse und mein einziges Gut umfange - dich? Was bist du mir?
Erbarme dich, damit ich reden kann. Und ich, was bin ich für dich, daß du von mir geliebt sein willst und, wenn ich es unterlasse, mir zürnst und mit Unheil drohst?
Ist es nicht Unglück schon genug, wenn ich dich nicht liebe. Bei deinen Erbarmungen, Herr, mein Gott, sag mir, was du mir bist! Sag meiner Seele: Dein Heil bin ich.
Und sage es so, daß ich es höre. Sieh, meines Herzens Ohr ist bei dir, Herr; tu es auf, und sag meiner Seele: Dein Heil bin ich. Nachlaufen will ich dieser Stimme, bis ich dich fassen kann. Verbirg dein Angesicht nicht vor mir: Sterben will ich, um nicht zu sterben und dein Angesicht zu schauen. Eng ist das Haus meiner Seele, in das du kommen magst zu ihr: erweitere es! Baufällig ist es: erneuere es! Es bietet ein Ärgernis deinen Augen, ich weiß und bekenne es. Aber wer wird es reinigen?
Zu wem andern soll ich rufen als zu dir: "Von meinen verborgenen Sünden reinige mich, Herr, und vor fremden Sünden behüte deinen Knecht! Ich glaube, und darum rede ich." Herr, du weißt es. "Hab ich dir nicht meine Sünden bekannt wider mich selbst, mein Gott, und du hast mir vergeben die Bosheit meines Herzens?"
Ich rechte nicht über das Urteil mit dir, der du die Wahrheit bist; und ich will mich nicht selbst betrügen, daß nicht "meine Sünde sich zum eigenen Schaden lüge".
Darum rechte ich nicht mit dir über das Urteil, denn "wenn du acht haben wolltest auf die Missetaten, Herr, Herr, wer könnte dann bestehen?

 

Dank dir, o Gott, daß wir nicht ganz dem Tode preisgegeben sind. Du mahnst uns, wachsam zu sein. Dank dir, daß wir das Gute vom Bösen unterscheiden, das Böse fliehen, das Gute suchen und vor Widerwärtigkeiten nicht zurückweichen. Dank dir erkennen wir, daß uns fremd ist, was wir für das Unsere hielten, und daß uns eigen ist, was uns fremd erschien. Dank dir werden wir frei von den Nachstellungen und Angriffen des Bösen. Durch dich machen uns die kleinen Dinge nicht geringer. Durch dich wird das Bessere in uns nicht vom Schlechteren erstickt. Durch dich ist der Tod überwunden. Gott, der du uns zu dir hinführst, der du uns freimachst von dem, was nicht ist, und uns bekleidest mit dem, was ist, mache uns würdig, daß wir erhört werden. Du stärkst uns, die ganze Wahrheit läßt du uns erkennen. Du flößt uns alles Gute ein, damit wir nicht zu Toren werden. Du führst uns auf den guten Weg zurück. Du begleitest uns bis an das Tor, und denen, die anklopfen, öffnest du. Herr, mein Gott, Deine Worte sind Freude für mich. Hilf mir, dass ich sie nicht missdeute und andere in die Irre führe. Herr, wende dich mir zu und hab Erbarmen. Du bist das Licht der Blinden und die Kraft der Schwachen. Du bist das Licht für die Sehnenden und die Stärke der Starken. Dein sind Tag und Nacht, deine Hand lenkt die Zeiten. Schenke mir ein wenig Zeit, damit ich in deine Gesetze eindringen. Verschließe nicht die Tür vor dem, der anklopft. (Verschließ uns nicht das Geheimnis deines Gesetzes, wenn wir anklopfen. Offenbare uns deine Geheimnisse.) Herr, vollende dein Werk an mir dein Wort, und erschließe mir dein Wort. Deine Stimme ist mir Freude, teurer als jedes andere Vergnügen.


Herr, du mein Gott, meine einzige Hoffnung, sei mir gnädig und erhöre mich! Laß nicht zu, daß ich so schwach werde und nicht mehr nach dir verlange; gib, daß ich immer und unermüdlich dein Angesicht suche. Gib mir die Kraft, zu dir zu streben. Du ließest dich finden und gabst mir die Hoffnung, dich mit immer reinerem Gewissen erkennen zu können. Vor dir ist meine Schwachheit und Kraft offenkundig. Mehre die Kraft, und nimm von mir die Schwachheit; du kennst mein Wissen und meine Torheit. Wo du mir aufgetan hast, empfange mich; wenn ich anklopfe, öffne mir; mach mir auf, wo du versperrt hattest. Gib, daß ich an dich denke, dich begreife und dich liebe. Mehre in mir diese Gaben, bis du mich einst verwandelst auf ewig.


Herr, unser Gott, im Schatten deiner Flügel hatten wir Hoffnung. Schütze und trage uns! Du wirst uns tragen von unserer Kindheit an bis ins hohe Greisenalter. Denn nur dann ist Kraft in uns, wenn sie aus dir kommt, wenn sie aus uns kommt, ist sie Schwäche. Reich und schön ist das Leben in deiner Nähe. Doch weil wir uns abgewandt haben von dir, sind wir auf Irrwege geraten. Damit wir nicht umkommen, lass uns heimkehren zu dir. Bei dir haben wir Heil in Fülle, weil du selber das Heil bist. Darum vertrauen wir die Heimat wiederzufinden, die wir einst verließen. Auch wenn wir ferne waren, das Haus, dein in Ewigkeit, ist immer für uns da.


Gott, von dir sich entfernen heißt fallen, zu dir zurückkehren heißt sich erheben, in dir bleiben heißt auf sicheren Grund bauen. Weggehen von dir heißt sterben, zurückkehren zu dir heißt auferstehen, wohnen in dir heißt leben. Keiner verliert dich, ohne getäuscht zu sein, keiner sucht dich, ohne gerufen zu sein, keiner findet dich, ohne gereinigt zu sein. Dich verlassen heißt verlorengehen, dich suchen heißt dich lieben, dich sehen heißt dich besitzen. Der Glaube drängt uns zu dir, die Hoffnung führt uns hin zu dir, die Liebe vereinigt uns mit dir.

 

Du Wahrheit und meines Herzens Licht, laß nicht meine Finsternis zu mir sprechen! In sie bin ich hinabgesunken, und ich fand mich wieder im Dunkel; aber selbst darin habe ich dich geliebt. Ich bin auf Irrwege geraten, doch ich habe mich an dich erinnert. Ich hörte deine Stimme hinter mir, die mich rief, zu dir zurückzukehren;
doch ich hörte sie nur mit Mühe, weil in mir die Friedlosigkeit vorherrschte. Aber jetzt kehre ich zu dir zurück, ich dürste und sehne mich nach deiner Quelle. Niemand soll es mir verwehren, mich aus ihr zu nähren. Aus ihr will ich trinken und leben. Ich will nicht selbst mein Leben sein; denn aus mir habe ich mein Leben verfehlt, bin zum Tode mir geworden. In dir lebe ich wieder auf. Sprich du zu mir und weise mir den Weg! Deinem Wort vertraue ich mich an, auch wenn es ein tiefes Geheimnis bleibt.


Herr und Gott, wie tief verborgen sind deine Geheimnisse! Heile meine Augen, daß ich mich über dein Licht freue. Du bist der unwandelbar Ewige, der wahrhaft ewige Schöpfer der Seelen. In dir gibt es kein Nacheinander der Eindrücke oder eine Erinnerung an das Gehörte wie bei einem, der ein unbekanntes Lied singt oder singen hört. Wie du im Anfang Himmel und Erde in deinem ewigen Erkennen geschaut hast, so hast du im Anfang Himmel und Erde erschaffen, ohne daß sich dein Tun änderte. Wer das versteht, der soll dich bekennen; aber dich bekennen soll auch, wer es nicht versteht. Wie erhaben bist du! Und doch nimmst du Wohnung in den demütigen Herzen. Du richtest auf, die am Boden liegen; und sie fallen nicht wieder, weil du sie aufrecht hältst.


dem Hl. Augustinus zugeschrieben:
Atme in mir, Du Heiliger Geist, daß ich Heiliges denke. Treibe mich, Du Heiliger Geist, daß ich Heiliges tue. Locke mich, Du Heiliger Geist, daß ich Heiliges liebe. Stärke mich, Du Heiliger Geist, daß ich Heiliges hüte. Hüte mich, Du Heiliger Geist, daß ich das Heilige nimmer verliere.


Wer sollte Dich nicht lieben!

O meine große Liebe, mein einziges Gut und Verlangen! Wie kann es nur ein vernünftiges Geschöpf geben, daß Dich nicht liebt? Ich liebe Dich, mein Gott, aus ganzer Seele, aus ganzem  Herzen, aus allen meinen Kräften, und daher freue ich mich auch über Deine Glorie und Majestät. Ich gäbe gern alles, was ich bin und habe, mein ganzes Leben gäbe ich willig hin, wenn ich Deinen Ruhm vermehren könnte; allein, das ist unmöglich; denn Du bist die Urquelle, aus der alles Gute, was je war, ist und sein wird, fließt. Wer sollte Dich nicht lieben, Du süße Liebe! Du vollkommendes und einziges Gut, welches allein liebenswürdig ist. O Feuer, welches immer brennt, und nie erlischt, entzünde mich, und ich werde brennen; brennen werde ich, daß ich ganz – Dich allein – in Allem – und über Alles – liebe. Denn der liebt Dich nicht, der etwas neben Dir liebt und es nicht Deinetwegen liebt.

Herr Jesus, laß mich recht erkennen, wer ich bin und wer Du bist. Verleihe, daß ich außer Dir nichts begehre; daß ich mich hasse, Dich aber liebe und alles tue, um Dir zu gefallen; daß ich mich erniedrige, Dich erhöhe, an nichts denke als an Dich; daß ich mich abtöte, um in Dir zu leben, und alles, was mir begegnet, von Dir annehme; daß ich mich verleugne und Dir folge und allezeit Dir zu folgen wünsche; daß ich mich fliehe, zu Dir flüchte, damit ich Deinen Schutz verdiene. Verleihe mir, daß ich um mich in Sorge sei, Dich fürchte und zu Deinen Auserwählten gehöre; daß ich mir mißtraue, Dir aber vertraue und aus Liebe zu Dir immer gehorchen;
daß all mein Verlangen nur auf Dich hingehe, und daß ich Deinetwegen arm sei. Sieh gnädig auf mich, damit ich Dich liebe; rufe mich, damit ich Dich sehe
und in Ewigkeit Dich genieße. Amen. (Hl. Augustinus )

O Heiliger Geist, erleuchte mich, O Gottes Lieb' verzehre mich, Den Weg der Wahrheit führe mich, Maria, Mutter, schau auf mich, Mit deinem Jesus segne mich; Vor aller Täuschung und Gefahr, Vor allem Übel mich bewahr! Heiliger Geist, erleuchte mich! Was soll ich tun und wie kann ich Jesus finden? Die Jünger waren sehr unwissend, sie waren bei Jesus, und doch verstanden sie Ihn nicht. Das Geringste macht mich verwirrt und aufgeregt. Ich bin zu empfindlich; ich bin nicht großmütig genug, um Opfer für Jesus zu bringen. O Heiliger Geist, als Du den Jüngern Dein Licht erstrahlen ließest, wurden sie umgewandelt; sie waren nicht mehr das, was sie vorher waren; ihre Kraft war erneuert, die Opfer wurden ihnen leicht; sie erkannten Jesus besser als vorher, da Er noch unter ihnen weilte. Quelle des Friedens, des Lichtes, komm, mich zu erleuchten. Ich habe Hunger, komm, mich zu ernähren; ich habe Durst, komm, gib mir zu trinken; ich bin blind, komm, mich zu erleuchten; ich bin arm, komm, mich reich zu machen; ich bin unwissend, komm und belehre mich!
Heiliger Geist, ich gebe mich Dir hin. Amen! Gebet des heiligen Augustinus



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